Mit dem Wohnmobil zum Nordkap (dem nördlichsten Punkt Europas) ist für viele Wohnmobilisten „der ultimative Roadtrip der Extraklasse“. Egal ob im Winter unter dem Tanz der Polarlichter oder im Sommer im Schein der Mitternachtssonne – es zu erreichen und dabei durch die unendlichen Weiten und die beeindruckende Natur Skandinaviens zu reisen ist wohl eines der spannendsten Abenteuer, die Europa zu bieten hat.

Lange haben auch wir davon geträumt, irgendwann mal zum Nordkap zu fahren. Irgendwann … wenn die Kinder aus dem Haus sind, das richtige Fahrzeug da ist und der Zeitpunkt passt. Tja, was sollen wir sagen – wir entschieden kurzerhand, dass dieses „irgendwann“ einfach „JETZT“ sein muss.
Was ist das Besondere am Nordkap?
Das Nordkap ist ein imposantes Schieferplateau an der Nordküste Norwegens, das 307 Meter steil aus dem Meer aufragt und einen atemberaubenden Ausblick auf die Barentssee bietet. Viele glauben, dass es der nördlichste Punkt Europas ist, da es auf der Insel Magerøya (Lage: 71°10’21“) liegt. Dabei wird aber die Inselgruppe Svalbard (Spitzbergen), die noch weiter nördlich liegt, übersehen. Auch wenn das Nordkap also nicht ganz der nördlichste Punkt Europas ist, bleibt es trotzdem der nördlichste Punkt, den man bequem mit dem Fahrzeug erreichen kann. Die Landzunge Knivskjellodden auf der gleichen Insel ist zwar noch ein Stück weiter nördlich, zu ihr führt jedoch keine befestigte Straße, sondern lediglich ein 8 Kilometer langer Wanderweg.


Route ans Nordkap und zurück
Für die Anreise zum Nordkap mit dem Wohnmobil sind von Deutschland aus drei Routen möglich: durch Schweden, durch Finnland oder durch Norwegen. Wir haben uns für die Reiseroute über Schweden entschieden, genauer gesagt über die etwas längere bzw. zeitintensivere, aber dafür schönere (laut Recherche) Strecke E45.
Der Rückweg nach Süden sollte entlang der norwegischen Küste führen, mit einem kleinen Abstecher über die Lofoten, die man ja bekannterweise keinesfalls auslassen sollte.
Reisevorbereitung
Für unseren Roadtrip ans Nordkap mit dem Wohnmobil standen uns insgesamt rund 6 Wochen Zeit zur Verfügung. Und auch meine Mutter wollte sich diese Tour natürlich nicht entgehen lassen. Obwohl es nicht die erste Tour zu dritt war, war es diesmal doch eine etwas andere Hausnummer. Noch nie waren wir so lange und so weit unterwegs und machten uns daher etwas Sorgen um das Gewicht unseres kleinen Dicken. Allein was die Kleidung betraf galt es für diesen Trip wettertechnisch so ziemlich alles abzudecken – von Badewetter bis zu frostigen Nächten. Von weiterem Zubehör ganz zu schweigen. Um an dieser Stelle schnell mal vorzugreifen, auch diese Herausforderung haben wir souverän gemeistert. Der Gang zur Waage brachte letzten Endes die Erleichterung: Sogar mit vollem Wassertank brachten wir es knapp unter die 3,5 Tonnen-Marke.
Nun hieß es also ran an die Vorbereitungen und Recherchen. Nachdem die grobe Richtung ja nun feststand setzten wir bei der Anreise nach Schweden auf den Landweg. Dieser führt über Dänemark und über zwei mautpflichtigen Brücken (Storebeltbrücke und Öresundbrücke). Im Gegensatz zu den verschieden Fährmöglichkeiten schien der Landweg die wohl einfachste und unproblematischste Route für uns zu sein, da wir uns zeitlich auch nicht binden wollten. „Einfach und unproblematisch“ war auch generell unser Leitsatz für diesen Trip und das galt somit auch für die Zahlung der anfallenden Mautgebühren und Fährkosten. Hier setzten wir ausschließlich auf Epass24. Laut Recherche gab es zwar noch einige andere Möglichkeiten, bei dem sich der ein oder andere Euro auch nochmals einsparen ließe, aber das war uns ehrlich gesagt wieder viel zu umständlich.
In Sachen Gas waren wir uns etwas unsicher, ob zwei 11 kg Gasflaschen für diesen Trip wirklich ausreichen würden. Hier brachte das Durchstöbern von diversen Facebook-Gruppen verschiedene Lösungsansätze zu Tage. Somit besorgten wir uns diverse Adapter um unsere Gasflaschen bei Bedarf an LPG-Gasstationen bzw. Tankstellen füllen zu lassen. Außerdem packten wir noch unseren spanischen Clip-On Adaper ein, der auch auf schwedische und norwegische Gasflaschen passen soll. Wie man sieht, setzten wir hier ganz auf das Motto: Lieber haben statt brauchen!
Was das Thema „Bargeld in Skandinavien ja oder nein“ angeht, so setzten wir hier „einfachheitshalber“ auf komplett bargeldlos und Spoiler Alarm: Es war die absolut richtige Entscheidung….nicht eine einzige Krone ging durch unsere Hände, alles funktionierte hervorragend rein mit Plastikgeld. Somit wissen wir tatsächlich bis heute nicht wirklich wie schwedische und norwegische Kronen in Natura aussehen.
Außerdem galt es noch vor Abfahrt ein paar wichtige Apps zu installieren. Das waren hauptsächlich Navi-, Wetter- und Stellplatz-Apps wie u.a: Google Maps, Magic Earth (entsprechendes Kartenmaterial natürlich vorab heruntergeladen), Wetter.com, Windy, park4night sowie Polarsteps.
Eine sehr hilfreiche Webseite, die uns bei unserer Vorbereitung auch wirklich geholfen hat, ist der Nordlandblog.
START unseres Roadtrip zum Nordkap
Am Montag, den 14. Juli 2024 war es dann endlich soweit. Unser Wohnmobil stand abfahrbereit und vollgepackt vor unserer Haustüre, so dass wir uns bereits gegen 9:45 Uhr auf den Weg Richtung dänischer Grenze machen konnten.
Tag 1 und 2 – Über die dänischen Brücken nach Schweden zum Krapperups Slot
Leider waren wir nicht die einzigen mit diesem Ziel und so quälten wir uns bereits am ersten Tag durch einen sehr zähfließenden Verkehr – gefühlt waren mal wieder alle deutschen Camper unterwegs.
Gegen Abend (kurz vor der dänischen Grenze) hieß es dann Abendessen in einer gemütlichen Gastwirtschaft, bevor wir die Nacht in Wanderup, auf einem toll gelegenen Parkplatz an einem kleinem Baggersee verbrachten. An erholsamen Schlaf war aber dank des Wetters trotzdem nicht zu denken – es schüttete die komplette Nacht wie aus Eimern. Zum Glück war die Zufahrt zu den Parkplätzen geschottert, so dass wir gegen 8.30 Uhr ohne Probleme wieder loskamen. Eine halbe Stunde später erreichten wir dann auch schon Dänemark, welches wir leider nur als Transitland nutzten und somit, bis auf die beiden beeindruckenden Brücken (Storebaeltbrücke – Kosten: 275 Kronen und Öresundbrücke – Kosten: 505 Kronen), nicht wirklich viel von diesem Land kennenlernen konnten.

In Schweden angekommen, besuchten wir als erstes das Krapperups Slott bei Mölle. Das Wasserschloss, das aus dem 16. Jahrhundert stammt, ist ein hervorragendes Beispiel für die nordische Renaissance-Architektur und liegt eingebettet in einem weitläufigen Park mit alten Bäumen und gepflegten Blumenbeeten.
Leider fiel unser Aufenthalt kürzer als geplant aus, da es nach kurzer Zeit mal wieder heftig zu regnen begann. Das Wetter im Norden ist schon etwas verrückt – in einem Moment noch strahlender Sonnenschein und im nächsten absoluter Wolkenbruch. Somit machten wir uns auf die Suche nach unserem nächsten Übernachtungsplatz, der mit dem Stellplatz Paradiset pa Kulla bei Mjöhult (15 Euro/Tag) auch recht schnell gefunden wurde.


Tag 3 – Überlaufenes Smögen und unser kleiner Dicker fängt das Zicken an
Am nächsten Morgen machten wir uns schon früh auf den Weg zu unserem nächsten Ziel – nach Smögen. Das charmante Örtchen Smögen liegt auf der gleichnamigen Insel an der Westküste Schwedens und gehört zu den beliebtesten Ausflugszielen des Landes. Und Letzteres bekamen wir auch deutlich zu spüren. Die kleine Stadt war dermaßen überlaufen, dass es schier unmöglich war, einen Parkplatz zu finden – ganz zu schweigen von den Menschenmassen – so gar nicht unser Ding!
Daher begnügten wir uns damit, etwas außerhalb zu parken und die Ortschaft Väjern bei einem kleinen Spaziergang zu erkunden. Wieder auf dem Parkplatz angekommen konnten wir (mit einer Mülltüte) einem Camper in Not helfen, der mit einer undichten Dachluke an seinem Wohnmobil zu kämpfen hatte.



Auf der Weiterfahrt gegen spätnachmittags kamen wir im Ort Ed (in der schwedischen Provinz Västra Götalands län und der historischen Provinz Dalsland) an, wo wir unseren nächsten Übernachtungsplatz suchten. Hier ging leider unsere Pechsträhne weiter: Erst steuerten wir zwei überfüllte Stellplätze an, hierbei wollte uns Google Maps auch noch unter eine 2,5 Meter Brücke lotsen und dann ging auch noch die Motorkontrollleuchte unseres kleinen Dicken an. Ein Blick unter die Motorhaube brachte erst mal etwas Erleichterung – uff…der Motor war noch da;).
Nachdem auch ein mehrmaliger Neustart nichts half, stellte sich nun die Frage wie wir weiter verfahren: ADAC rufen oder direkt zu einer Werkstatt fahren? Eine kurze Recherche ergab, dass die nächste geeignete Werkstatt in der Stadt Karlstad, rund 1:45 min. entfernt lag und an diesem Tag bereits geschlossen hatte. Somit entschieden wir uns für eine dritte Option. Nachdem sich unsere Wohnmobil unverändert, sprich ohne Leistungsverlust, fahren ließ, entschieden wir uns das Problem erst morgen ausgeschlafen anzugehen. Somit versuchten wir unser Glück auf einem nahegelegenen Campingplatz (Gröne Backe Camping), der – Halleluja – tatsächlich auch noch einige Plätze frei hatte.

Tag 4 – Werkstattbesuch und neue Gasflasche besorgt
Am nächsten Morgen machten wir uns schließlich ausgeruht auf den Weg zur Werkstatt (Motorcar i Karlstad AB). Zwar leuchtete seit heute die Motorkontrollleuchte nicht mehr, aber wir wollten hier auf Nummer sicher gehen und unser Wohnmobil mal diesbezüglich durchchecken lassen. Dies lief dann auch problemlos. Nach guten zwei 2,5 Stunden Wartezeit (die Werkstatt war voll ausgelastet) wurde unser Fehlerspeicher schließlich ausgelesen und gelöscht. Der nette Mitarbeiter erklärte uns, dass sich wohl nur etwas Feuchtigkeit auf einem Sensor befand und wir beruhigt weiterfahren können. Was für eine Erleichterung! Und darüber hinaus wurde uns dieser Service nicht einmal in Rechnung gestellt, ein hoch auf die Gastfreundschaft der Schweden! Natürlich bedankten wir uns herzlich und ließen auch zwei Flaschen Bier (aus der Heimat) hier, worüber man sich ebenfalls sehr freute.

Mit neuer Euphorie machten wir uns also wieder auf den Weg Richtung E45 um weiter gen Norden zu fahren. Zuvor nutzten wir jedoch in Karlstad noch die Möglichkeit, unsere leere Gasflasche für 435 Kronen gegen eine Volle zu tauschen. Nach gut drei Std. Fahrt schlugen wir unser Nachtquartier auf einem Schotterplatz direkt neben der Straße auf. Absolut nicht schön, aber zweckmäßig. Denn der anhaltende Regen der letzten Stunden überschwemmte sämtliche Wiesen und Waldwege, sodass ein Befahren all der idyllischen Stellplätze kaum möglich war.
Tag 5 – Den alten Wikingern auf der Spur
Am nächste Tag klarte der Himmel zum Glück langsam auf und unser Weg führte uns auf die Insel Sollerön in der Gemeinde Mora. Hier gibt es nicht nur eine historische Kirche (aus dem 18. Jahrhundert) zu besichtigen, sondern auch ein schönes altes Winkingerdorf mit zahlreichen Utensilien. Von hier aus gibt es einen kleinen Wanderpfad, der zur größten Wikingergrabstätte der Region führt (Vikingatida gravfält aus der Zeit 950-1050 n. Chr.).





Als nächstes Ziel suchten wir uns den gut 160 km entfernten Nationalpark Fulufjället aus. Damit es uns nicht wieder so erging wie in Smögen, beschlossen wir es diesmal anders zu machen. Wir wollten uns zum Übernachten einen Stellplatz ganz in der Nähe des Nationalparks suchen, um dann bereits früh dort zu sein, noch bevor der Ansturm kommt. Hierfür eignete sich der kostenlose Rastplatz Lomkällen in Särna – knapp 30 min vom Nationalpark entfernt. Bei Ankunft dort gegen 17 Uhr, bekamen wir auch problemlos noch einen Platz. Es gab Toiletten und sogar die Möglichkeit, Wasser aufzufüllen. Darüber hinaus konnte man für 80 Kronen Eintritt auch das angrenzende Freilichtmuseum (Lomkällan Särna skogsmuseum) besuchen.


Tag 6 und 7 – Heftige Mückenplage, ein Besuch im Nationalpark Fulufjället und zum größten Bär der Welt
Die Nacht hier verlief jedoch leider nicht so ruhig wie erhofft. Wir hatten trotz geschlossener Fliegengitter eine regelrechte Mücken-Invasion im Wohnmobil, so dass die Nacht recht kurz ausfiel. Die kleinen blutsaugenden Biester (Kriebelmücken genannt) sind kleiner als unsere Stechmücken zu Hause und kommen daher durch die winzigsten Öffnungen. Bei uns war die große Schwachstelle die Zwangsbelüftung der Dachluken. Hier schaffte ein Kreppband letztendlich Abhilfe, mit dem wir die Rahmen ringsum einfach zuklebten.
Da wir nun sowieso schon alle wach waren, machten wir uns bereits kurz vor 8 Uhr schon auf den Weg zum Nationalpark Fulufjället. Und es lief wie erhofft – als wir gegen 8.30 Uhr ankamen hatten wir noch so gut wie freie Platzwahl und auch im Park selbst waren erst wenige Besucher unterwegs. Absolutes Highlight hier ist natürlich der Wasserfall Njupeskär – mit 93 Metern und 70 Meter Fallhöhe der höchste Wasserfall Schwedens. Dieses Naturschauspiel so hautnah zu erleben war schon wirklich beeindruckend! Hierfür lohnt sich der ca. einstündige Marsch dorthin auf jeden Fall. Zudem ist im Fulufjället auch der älteste Baum der Welt beheimatet. Die Fichte „Old Tjikko“ ist etwa 9550 Jahre alt. Sie befindet sich auf der Hochebene im Park und ist über einen steilen Wanderweg, der über viele Geröllfelder führt, zu erreichen. Zum Abschluss gab es noch leckere Burger im Imbiss am Eingangsbereich, bevor es wieder zurück zum Wohnmobil ging.






Hier noch ein kurzes Wort zum Thema rollstuhlgerecht. Zum Teil sind die Pfade ausgeschildert als rollstuhlgerecht bzw. unterteilt in entsprechende Schwierigkeitsgrade. Was hier jedoch als schwierig bezeichnet wird, ist schlichtweg unmöglich mit einem Rollstuhl zu meistern. Wir haben es mit meiner Mutter ausprobiert und sind nach einem guten Kilometer kläglich gescheitert, so dass wir am Ende leider ohne sie gehen mussten.
Da es mal wieder Zeit für Ver- und Entsorgung war und wir uns nach einer ausgiebigen Dusche sehnten, steuerten wir einen ca 120 km entfernten Campingplatz in Sveg an, auf dem wir auch problemlos noch einen Stellplatz bekamen (Kosten 29,99 Euro ohne Strom). Da das Wetter mittlerweile wirklich herrlich war (22-24 Grad und Sonne), beschlossen wir, gleich noch eine zweite Nacht zu buchen um den nächsten Tag einfach mal nur in der Sonne zu entspannen. Praktisch war auch der große Einkaufsladen direkt nebenan, in dem wir morgens nicht nur frische Brötchen bekamen sondern uns auch gleich mit Vorräten eindecken konnten. Und natürlich durfte auch ein Spaziergang zur wohl weltweit größten Bärenskulptur hier nicht ausgelassen werden. Seit 2005 prangt der 13 Meter hohe und 80 Tonnen schwere hölzerne Bär als neues Wahrzeichen auf der Hauptkreuzung von Sveg, das sich damit als Tor zu Härjedalen betrachtet.




Tag 8 und 9 – Wasserfall Sangsbäcketfallet, Übernachtungen mit Seeblick und erste Rentiere
Am Sonntagvormittag machten wir uns dann schließlich gut erholt wieder auf den Weg. Nach nur rund 1,5 Stunden Fahrzeit konnten wir auch schon einen zweiten Wasserfall – den Sangsbäcketfallet (bei Storhågna) – besichtigen. Er ist nur 15 min von einem Parkplatz entfernt und über 120 gut angelegte Holzstufen relativ leicht zu erreichen. Ist man schließlich unten im Tal angelangt, wird man mit einer märchenhaften Waldumgebung und einem kleinen aber fantastischen Wasserfall belohnt.
Doch so schön auch das Plätzchen hier war, so zahlreich waren hier jedoch auch die Stechmücken unterwegs und wir natürlich mittendrin und Hardcore ohne Mückenspray ect…. wer konnte das den auch ahnen;)




Anschließend setzten wir unsere Reise Richtung Strömsund fort. Das Wetter zeigte sich weiterhin von seiner besten Seite: 24 Grad und strahlender Sonnenschein. Gegen Mittag legten wir eine Pause an einem idyllisch gelegenen Badesee bei Fäker ein. Hier ließen wir die Seele baumeln und genossen die Ruhe. Für stundenlange Fahrten blieb später noch genug Zeit – vor allem, wenn das Wetter wieder einmal umschlagen sollte. Am späten Nachmittag entdeckten wir schließlich den bisher schönsten Übernachtungsplatz unserer Reise: eine Wiese direkt an einem See mit Badezugang, umgeben von dichtem Wald. Hier konnten wir einfach abschalten und die überwältigende Natur um uns herum in vollen Zügen genießen.



Am nächsten Morgen trennten wir uns schweren Herzens von diesem schönen Fleckchen Erde – es warteten ja schließlich noch jede Menge anderer toller Orte auf uns. Als erstes hieß es jetzt aber Einkaufen zu gehen um unsere Vorräte für die nächsten Tage wieder aufzufüllen. Dann ging es mit mehreren Pausen auf der E45 weiter Richtung Norden. Und endlich sahen wir sie – Rentiere! Völlig entspannt liefen sie in aller Ruhe direkt an der Straße entlang – was für ein Anblick!
Ein Blick auf den Wetterbericht sagte uns, dass für die kommende Nacht wieder Regen gemeldet war. Da die Wiesen durch die letzten Niederschläge ohnehin noch aufgeweicht waren, hieß es wieder einen Übernachtungsplatz zu finden, auf dem man nicht Gefahr lief stecken zu bleiben. Gar nicht so leicht und nicht zum ersten mal wünschten wir uns hier einen 4×4 Antrieb. Fündig wurden wir schließlich dank park4night in Sorsele. Hier befand sich ein Schotterplatz mit Feuerstelle, der von der Straße aus nicht einsehbar war und wieder einen herrlichen Ausblick auf einen See bot. Und das Beste – wir hatten ihn noch für uns ganz alleine und somit freie Platzwahl.
Doch die anfängliche Euphorie verflog dann doch etwas. Zunächst bemerkten wir vor unsrer Aufbautür einige Haufen mit Elchkot. Gut – den konnte man ja entfernen und allzu frisch war er auch nicht mehr – der Elch schien also nicht mehr in der Nähe zu sein. Doch dann mussten wir feststellen, dass zahlreiche Bremsen diesen Ort auch liebten. Zwei weitere Wohnmobilisten, die sich zwischenzeitlich auch hier niederließen, ergriffen wieder die Flucht. Doch so leicht wollten wir uns nicht vertreiben lassen. Und schließlich hatten wir ja eine Feuerstelle. Also hieß es Holz sammeln und die Biester mit einem Lagerfeuer vertreiben. Das funktionierte auch tatsächlich, sodass wir noch einige Zeit entspannt draußen sitzen konnten – zumindest bis der Wind auffrischte und der erste Regen einsetzte.


Tag 10 – Storforsen – die größten Stromschnellen Nordeuropas
Aufgrund der gemeldeten Regenfront hatten wir eigentlich geplant, den nächsten Tag zu nutzen um Strecke zu machen. Doch ein Blick am morgen auf den Wetterbericht zeigte uns, dass es nun doch trocken und warm (26 Grad) bleiben sollte. So nutzten wir den Tag spontan um die 150 km entfernten Storforsen – Skandinaviens größte Stromschnellen zu besichtigen. Was für eine großartige Entscheidung – Volltreffer!
Das komplette Naturreservat, mit all seinen kleinen Bade- und Grillplätzen war einfach nur traumhaft. Doch die gigantischen Stromschnellen waren das absolute Highlight: Ein beeindruckendes Schauspiel der Natur, das wirklich atemberaubend ist.
Dieses unglaubliche Rauschemonster hört man tatsächlich schon von Weitem. Seine Gesamtlänge beträgt 5 km, mit einer Höhendifferenz von 82 Metern. Somit rauschen in seiner Bestzeit (während der Mittsommerwochen) ca. 870 m³ Wasser pro Sekunde ins Tal.






Auf einem toll angelegten Weg konnte man diese von ganz oben bis hinunter ins Tal bestaunen. Besonders schön war, dass diesmal auch meine Mutter dieses spektakuläre Naturschauspiel erleben konnte. Dank eines komplett barrierefreien Stegs, der vom Haupteingang bis zum oberen Teil der Stromschnellen führte, war der Zugang auch mit dem Rollstuhl problemlos möglich.

Nach diesem tollen Erlebnis gönnten wir uns eine Nacht auf einem Campingplatz (Storforsens Camping) – direkt unterhalb der Stromschnellen gelegen. Der Ausblick war fantastisch und der Preis mit 38 € pro Nacht dementsprechend hoch. Doch wir nutzten die Gelegenheit, um nicht nur ausgiebig zu duschen, sondern auch gleich unsere Wäsche zu erledigen.



Tag 11 und 12 – Polarkreis überquert, von Mücken und Lkw genervt und von Norwegens Landschaft überwältigt
Die folgenden zwei Tage boten uns das gesamte Spektrum des Regens – von leichtem Niesel bis hin zu Starkregen. Wir nutzten daher das ungemütliche Wetter, um ordentlich Strecke zu machen: So überquerten wir den Polarkreis, wo wir eine kurze Kaffee- und Fotopause einlegten, durchquerten Finnland und erlebten dort eine unangenehme, von Mücken und lautem Lkw geplagte Nacht. Letzteres war besonders nervig, da sich ein Lkw neben uns auf dem Parkplatz niederließ und gefühlt jede halbe Stunde seinen Motor für einige Minuten laufen ließ. Im laufe unsere Reise erlebten wir noch einige dieser Lkw´s, so dass es wohl mit deren Ladung zu tun haben musste (evtl. mit Kühlaggregat oder so).
Am Vormittag des 25. Juli 2024 erreichten wir schließlich Norwegen. Schon eine Stunde nach der Grenze begrüßte uns Norwegen mit sonnigem Wetter (15-17 Grad), einem schönen kleinen Wasserfall (Pikefossen), der direkt an einem Parkplatz liegt und Rentieren, die gelassen auf der Straße vor uns her trotteten.
Die Landschaft veränderte sich hier auf faszinierende Weise. Bereits die ersten Kilometer in Norwegen überwältigten uns mit einer Fülle von Eindrücken – so sehr, dass man kaum wusste, wohin man zuerst schauen sollte. Zum Glück gibt es überall entlang der Straße kleine Parkbuchten, die perfekt sind, um anzuhalten, Fotos zu machen oder einfach die Aussicht zu genießen. Von sanften Wasserfällen über massive Felswände bis hin zu tiefen Schluchten – eine Landschaft zum Niederknien.
Unsere erste größere Pause legten wir auf einem malerischen Picknickplatz in einer Bucht kurz vor Alta ein. Wir genossen den Blick aufs Meer und die Weite, die sich uns bot – ein beeindruckender Kontrast zu den endlosen Wäldern, die wir zuvor in Schweden durchquert hatten.




Da für den nächsten Tag das heiß ersehnte Ziel Nordkap auf dem Plan stand, beschlossen wir uns langsam in dieser Richtung einen Platz für die Nacht zu suchen. Lange dauerte die Suche nicht – an der E69, knapp 100 vor dem Nordkap fanden wir einen kostenlosen wunderschönen Stellplatz direkt am Porsangerfjord (Springwater Birgit). Der Platz bot nicht nur Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten, sondern auch Toiletten, gemütliche Hütten und einladende Feuerstellen. Doch das absolute Highlight war der atemberaubende Ausblick über das glitzernde Wasser des Fjords – ein Anblick, den wir sogar aus der ersten Reihe in vollen Zügen genießen konnten.





Tag 13 – Sie haben Ihr Ziel erreicht….das Nordkap (nach ziemlich genau 4000 Km)
Am nächsten Morgen um 9 Uhr brachen wir voller Vorfreude zum Nordkap auf. Zuvor galt es jedoch, eine Tankstelle zu finden. Denn je weiter nördlich es ging, umso seltener wurden diese. Mit vollem Tank und voller Euphorie ging es dann schließlich los auf die E69 – die nördlichste Straße der Welt mit Anschluss an ein internationales Straßennetz. Bereits die Fahrt dorthin war ein Erlebnis: Die Route schlängelte sich entlang der kurvenreichen Küste, vorbei an atemberaubenden Ausblicken auf das Meer und gesäumt von imposanten Felswänden. Vorbei an etlichen Rentieren und durch den 6,9 km langen Nordkaptunnel, bevor einen dann schließlich die karge Tundralandschaft mit ihrer endlos weit wirkenden baumlosen Silhouette verschluckt. Auf zum Teil steilen Straßen schrauben wir uns so langsam hoch zum Kap und überholen immer wieder Fahrradfahrer, denen wir im Stillen höchsten Respekt für ihre Leistung zollten.
Als wir um 10.30 Uhr am Ziel ankamen holt uns die Zivilisation inklusiv Massentourismus schlagartig wieder ein. Vor uns lag ein großer Parkplatz für Wohnmobile und PKWs sowie ein weiterer für Reisebusse. Also ab ans Kassenhäuschen und die Parkgebühr von 175 NOK für unseren Camper plus 17 NOK pro Person bezahlen. Zum Glück waren wir zeitig dran und bekamen so noch einen Platz in der ersten Reihe mit direktem Blick auf das Touristenzentrum und das Meer. Hier bekamen wir von dem ständigen Trubel der an- und abfahrenden Fahrzeuge hinter uns zum Glück kaum etwas mit.
Auch das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite: Bei 24 Grad und klarem Himmel genossen wir eine herrlich weite Sicht. Obwohl uns bewusst war, dass das Nordkap letztlich ein von Menschen geschaffener Touristenmagnet ist, konnten wir uns dem Zauber dieses Ortes nicht entziehen. Es war ein überwältigendes Gefühl, endlich angekommen zu sein. Natürlich durften auch die obligatorischen Fotos an der berühmten Weltkugel nicht fehlen. Auf den Besuch des Touristenzentrums (Eintritt 300 NOK pro Person) verzichteten wir jedoch und entschieden stattdessen spontan, den restlichen Tag und die Nacht hier zu verbringen – schließlich war das Parkticket bis 12 Uhr des nächsten Tages gültig.
Gegen Mittag füllte sich der Platz zusehends, immer mehr Reisebusse trafen ein. Für uns der perfekte Moment, einen Spaziergang zu machen und es uns anschließend im Wohnmobil gemütlich zu machen. Wir wollten den Ort später am Tag noch einmal genießen, wenn die Abendsonne schien und die Tagestouristen verschwunden waren. Am Nachmittag konnten wir erleben, wie schnell sich das Wetter hier ändern kann: Innerhalb weniger Minuten verwandelte sich strahlender Sonnenschein in ein Gewitter mit heftigem Platzregen und starkem Wind, nur um kurz darauf wieder der Sonne Platz zu machen.
Spätabends kehrten wir noch einmal an diesen magischen Ort zurück. In das warme Licht der Abendsonne getaucht und mit deutlich weniger Menschen wirkte das Nordkap nun noch beeindruckender.
Die Nacht war allerdings alles andere als ruhig – nicht nur wegen des stürmischen Windes, sondern auch, weil die gesamte Nacht über Menschen unterwegs waren – dunkel wurde es ja nicht. Doch das spielte keine Rolle: Diese Erfahrung war es allemal wert!








Tag 14 und 15 – Campingplatz mit Wahnsinns Aussicht und Riesen-Quallenfund
Als nächstes großes Ziel hatten wir die Lofoten ins Auge gefasst – aber ohne Eile, denn wir hatten schließlich noch volle vier Wochen Zeit, um unsere Reise zu genießen. Nach zwei Wochen im hohen Norden hieß es nun erstmals wieder: Kurs Süden! Unterhalb des Nordkaps legten wir einen Stopp ein um unsere Vorräte aufzufüllen. Es war das erste Mal, dass wir in Norwegen einkauften, und wir waren gespannt, was uns preislich erwarten würde. Doch alles in allem war es gar nicht so schlimm wie befürchtet. Lässt man Alkohol, frisches Obst und Gemüse sowie Fertiggerichte einmal außen vor, waren die Preise durchaus okay.
Mit frischem Proviant an Bord fuhren wir zunächst die gleiche Strecke bis Alta zurück und nahmen dort die Küstenstraße in Richtung Lofoten. Bei Alteidet fuhren wir schließlich den Campingplatz Arctic FjordCamp (400 NOK inklusive Strom, Dusche und WLAN) an, um hauptsächlich zu Ver- und Entsorgen. Der Platz bot nicht nur die Möglichkeit, eine dringend benötigte Dusche zu genießen, sondern auch eine traumhafte Aussicht auf das Fjord und die umliegenden Berge. Nach dem Trubel am Nordkap war dieser Ort eine wahre Oase der Ruhe und Idylle, die wir in vollen Zügen genossen – was uns bei angenehmen 26 Grad und Sonne nicht wirklich schwer fiel.
Nach einem ausgiebigen Frühstück brachen wir am nächsten Morgen wieder auf. Doch das Wetter zeigte sich von seiner ungemütlichen Seite: Regen setzte ein und dichter Nebel verhüllte die Landschaft. Da die Umgebung aber viel zu schön war, um sie einfach im Nebel zu durchqueren, entschieden wir uns, bereits gegen 14.30 Uhr ein gemütliches Plätzchen zu suchen. So landeten wir auf einem ruhigen Parkplatz bei Oteren, der uns einen wunderbaren Blick auf das Fjord bot. Von hier aus konnten wir Ebbe und Flut beobachten und hatten sogar das Glück, eine riesige Feuerqualle zu entdecken. Darüber hinaus bot der Parkplatz auch noch einen kleinen Sami-Shop. Das Wetter besserte sich leider auch den Rest des Tages nicht. Aber so ein kuschliger Nachmittag bzw. Abend im Wohnmobil ist ja auch mal ganz schön 🙂
Tag 16 – Sami Shop Heia und die Insel Senja besucht
Am nächsten Tag zeigte sich das Wetter wieder von seiner besseren Seite, und voller Elan setzten wir unsere Reise fort. Unser nächstes Ziel war die faszinierende Insel Senja, doch bevor wir dort ankamen, machten wir noch einen Zwischenstopp bei einem Sami-Shop (Haia). Dieser bot neben dem typischen Touristenkram und traditionellen Sami-Produkten auch eine frisch zubereitete Rentiersuppe an – allerdings entschieden wir uns, diese Spezialität nicht zu probieren. Der Laden war ein wahres Sammelsurium an Waren, das einen beinahe überwältigte und die Preise sind größtenteils extrem überzogen, aber er war einfach urig aufgemacht und interessant anzuschauen. Nach einem kurzen Aufenthalt und einigen Fotos ging es für uns dann auch schon weiter.
Am frühen Nachmittag erreichten wir schließlich die Insel Senja und ergatterten noch einen der heißbegehrten Parkplätze am Ersfjord Beach. Zuvor aber machten wir noch einen kurzen Stopp bei der Bergsbotn Aussichtsplattform und genossen dort einen fantastischen Panoramablick über den Bergsfjord auf der Insel Senja.
Die anschließende Weiterfahrt zum bekannten Ersfjordstranda gestaltete sich dann jedoch alles andere als entspannt. Im krassen Gegensatz zu den ruhigen, gut ausgebauten Straßen Schwedens erwarteten uns hier enge, kurvenreiche und zum Teil sehr holprige Straßen, gekrönt von dunklen, schmalen Tunneln, in denen man stets hoffte, dass einem keiner entgegen kam. Doch das Schicksal hatte andere Pläne: Natürlich begegnete uns ausgerechnet ein Bus. Da ein Ausweichen unmöglich war, hieß es, tief durchatmen, Ruhe bewahren und millimetergenau manövrieren – nichts für schwache Nerven.
Unsere Mühen wurden jedoch mehr als belohnt, als wir endlich den Ersfjord Beach erreichten. Der feine, weiße Sandstrand und das türkisblau schimmernde Wasser ließen sofort erkennen, warum dieser Ort als einer der schönsten Strände Senjas gilt. Eingerahmt von majestätischen, schroffen Berggipfeln präsentiert sich Norwegen hier in seiner eindrucksvollsten Pracht. Ein etwas spezielleres Highlight ist dagegen hier das auffällige, dreieckige Toilettengebäude auf den Parkplatzgelände, dessen goldglänzende Fassade zu einer außergewöhnlichen Attraktion geworden ist.
Obwohl das Wetter zu kühl zum Baden war, genossen wir das herrliche „Beachfeeling“ bei einem ausgedehnten Spaziergang. Wir begnügten uns damit, unsere Füße ins kalte Wasser zu tauchen, was schon für eine erfrischende Erfahrung sorgte. Die Einheimischen schienen da ein ganz anderes Temperaturempfinden zu haben – während wir in unsere Hoodies gekuschelt waren gab es einige, die in Bikini und Badehose den Strand genossen – etwas dumm kamen wir uns da schon vor.. 🙂






Als der Abend näher rückte, stellte sich erneut die Frage nach einem geeigneten Übernachtungsplatz. Nach einigem Hin und Her entschieden wir, unseren Parkplatz am Strand aufzugeben und zurück Richtung Festland zu fahren – eine Entscheidung, die wir bald bereuten. Anders als erwartet war es in dieser Gegend schwierig, einen passenden Stellplatz zu finden, der nicht direkt an der Hauptstraße lag. Schließlich landeten wir an einem Picknickplatz, der zwar ebenfalls an einer Straße lag, jedoch immerhin mit Toiletten und Mülleimern ausgestattet war. Trotz der kleinen Enttäuschung fanden wir ein wenig Trost in dem Gedanken, dass der nächste Tag wieder neue Abenteuer bringen würde.
Tag 17 und 18 – Die Lofoten
Nach einer eher unruhigen Nacht machten wir uns erneut auf den Weg, voller Vorfreude auf die vor uns liegende Region. Schon vorab hatten wir einige Ziele auf den Lofoten ausgewählt, die wir unbedingt besuchen wollten. Die meisten davon befanden sich allerdings im südlichen Teil der Inselgruppe. So führte uns unsere Route zunächst über die beeindruckende Tjeldsundbrücke und anschließend entlang der E10. Bereits die ersten Kilometer auf den Lofoten boten uns einen Vorgeschmack auf die unberührte, atemberaubende Landschaft dieser Region. Das türkisblaue Meer erstreckte sich in endloser Weite, eingerahmt von schroffen Bergen, deren Gipfel oft wie von zarten Wattewolken umhüllt wirkten. Dazwischen tauchten immer wieder malerische kleine Siedlungen auf.
Wie schon auf Senja waren auch hier die Straßen schmal und kurvig, was die Fahrt manchmal zu einem Abenteuer der extra Klasse machten. Leider trübten zahlreiche Baustellen den Gesamteindruck ein wenig. Auch Plätze, an denen man einfach mal anhalten könnte um diese herrliche Gegend zu bestaunen gab es nicht viele und die wenigen vorhandenen waren meist schon belegt. Hier wurde die Hochsaison deutlich spürbar!





Nach rund 2,5 Wochen, die wir nun unterwegs waren, merkten wir jetzt das erste mal, dass wir irgendwie „fahrmüde“ wurden. So viele Eindrücke haben wir in den vergangenen zwei Wochen gesammelt, die wir noch gar nicht richtig verarbeiten konnten und langsam fühlte man sich auf eine gewisse Art gehetzt, immer weiter zu kommen und mehr zu erleben. Doch genau das wollten wir vermeiden! Daher beschlossen wir, uns selbst jetzt etwas zu entschleunigen und mal 1-2 Tage einfach nur auszuspannen.
Den idealen Ort dafür fanden wir auf einem Campingplatz (Møysalen Camping) in Hennes. Gut 40 Minuten abseits unserer eigentlichen Route aber sehr idyllisch gelegen und mit allem ausgestattet was man brauchte. Der Weg dorthin war zwar sehr holprig, aber er war es wert und so wurden wenigstens sämtliche Schrankinhalte auch mal wieder ordentlich sortiert 😉
Insgesamt blieben wir zwei Nächte (für 500 NOK) auf diesem wunderschönen Platz. Wir unternahmen ausgiebige Sparziergänge, bei denen wir die herrliche Gegend etwas erkundeten und ließen die Seele einfach mal baumeln. Aber wir waren auch fleißig und nutzten die Zeit um unsere Wäsche wieder auf Vordermann zu bringen.




Tag 19 – die Magic Ice Bar Lofoten in Svolvær und das einzigartige Fischerdorf Henningsvaer
Am Donnerstag, den 1.August ging es dann schließlich gut erholt und mit neuer Energie weiter Richtung des kleinen Fischerortes Henningsvær. Zuvor legten wir noch einen Zwischenstopp in Svolvær ein, um die Magic Ice Bar Lofoten zu besuchen. Ein wirklich tolles Erlebnis. Neben der kompletten Einrichtung aus Eis gab es auch einige Skulpturen und Gemälde zu bestaunen. Sogar das im Eintrittspreis enthaltene Getränk wurde in einem Glas aus Eis serviert. Zwar ist dieser Besuch mit einem Eintrittspreis von 300 NOK/Person kein Schnäppchen, so etwas muss man aber einfach mal gesehen haben! Kleidungstechnisch muss man sich hierbei keine Sorgen machen – vor dem Betreten der -7 Grad kalten Bar bekommt man einen Thermoponcho und Handschuhe gestellt, so dass man nicht so schnell friert. Lediglich die Finger wurden nach all den Fotos langsam taub 🙂
Anschließend führte uns unsere Reise in das berühmteste Fischerdorf der Lofoten: Henningsvær – auch bekannt als „das Venedig Norwegens“. Der malerische Ort ist ein Magnet für Touristen, weshalb uns klar war, dass hier mit einigem Trubel zu rechnen ist. Um einen möglichst zentralen Parkplatz zu bekommen (damit meine Mama mit ihrem Rollstuhl ebenfalls mit kann) planten wir, notfalls außerhalb zu übernachten um dann am nächsten Tag früh morgens einen Platz in der Ortsmitte zu bekommen. Und es kam wie erwartet – bereits weit vor dem Ortseingang waren alle Parkplätze restlos belegt. Park4night zeigte uns jedoch einen weiteren Parkplatz am Ende des Dorfes an, auf dem es angeblich immer etwas ruhiger sein sollte. Also versuchten wir es und manövrierten unser Wohnmobil durch die engen Straßen der kleinen Ortschaft, vorbei an zahlreichen Touristen und bunten Häusern. Unser Mut wurde letztendlich belohnt: Der Parkplatz war nicht nur überraschend leer, sondern bot auch die Möglichkeit, dort zu übernachten. Von hier aus war der Ortskern in wenigen Minuten bequem zu Fuß erreichbar.
So gingen wir auch direkt los um die Umgebung zu erkunden. Henningsvær beeindruckte uns mit seinen kleinen Läden, charmanten Cafés und Werkstätten, die sich in einer bunten Mischung von Häusern befinden. Hier gibt es wahrlich viel zu entdecken – von Lebensmitteln über Kleidung bis hin zu Souvenirs und Dekoartikeln.
Die kleinen Bootsstege und Häuser, die sich direkt am Wasser reihen, erinnern tatsächlich ein wenig an Venedig und verleihen dem Ort eine einzigartige Atmosphäre. Entlang des Wassers befinden sich auch zahlreiche Trockengerüste für den traditionellen Stockfisch, wofür Henningsvaer noch heute bekannt ist. Vor allem aber der Naturhafen von Henningsvær vermittelt eindrucksvoll, wovon die Menschen auf den Lofoten einst lebten – und auch heute noch leben. Rund ein Viertel des winterlichen Fischfangs der gesamten Lofoten wird hier an Land gebracht.
Auf dem Rückweg zu unserem Wohnmobil machten wir natürlich auch einen Abstecher zum berühmten Fußballfeld, das durch zahllose Drohnenaufnahmen weltweit bekannt wurde. Um ehrlich zu sein: Vom Boden aus betrachtet ist es nicht ganz so spektakulär, wie man es vielleicht erwartet.






Tag 20 und 21 – Überfüllte Hotspots und Camping am Strand
Nach einer erstaunlich ruhigen Nacht beschlossen wir morgens noch einmal in den Ort zu gehen um zu frühstücken und noch einige Souvenirs zu besorgen bevor es weiter ging. Unser Tagesplan war gut gefüllt: Verschiedene Strände und das berühmte Dragon’s Eye standen ganz oben auf unserer To-do-Liste.
Nach einer etwa 1,5-stündigen Fahrt erreichten wir schließlich den Vik Beach. Doch schon beim Anblick der überfüllten Parkplätze wurde uns erneut bewusst, dass wir mitten in der Hochsaison unterwegs waren. Selbst die Straßenränder waren bis auf den letzten verfügbaren Meter zugeparkt. Genauso sah es am knapp einen km weiter gelegenen Haukland Beach aus, der für seinen weißen Strand und sein türkis farbig funkelndes Wasser bekannt ist.
Also setzten wir unsere Fahrt fort und steuerten den Uttakleiv Beach an, wo sich auch das Dragon’s Eye befindet. Doch auch hier erwartete uns reges Treiben. Bevor wir überhaupt einen Blick auf den Strand erhaschen konnten, wurden wir durch Schilder darauf hingewiesen, eine Parkgebühr über youpark.no zu entrichten. Da wir auf dieser Plattform noch keinen Account hatten und es uns widerstrebte, für einen Parkplatz zu zahlen, ohne vorher den Ort gesehen zu haben – zumal die Nacht hier stolze 250 NOK kostete – entschieden wir kurzerhand, diesen Zwischenstopp auszulassen. Stattdessen fuhren wir weiter, denn Norwegen hat noch so viele wunderbare Orte zu bieten, die weder kostenpflichtig noch dermaßen überlaufen sind. Und so war es dann auch – kaum entfernten wir uns einige Kilometer von den bekannten Hotspots, hatten wir wieder das Norwegen, das wir so liebten – atemberaubende Landschaft und genügend freie Plätze um diese in Ruhe genießen zu können.
Ohne ein wirkliches Ziel vor Augen setzten wir unsere Fahrt erst mal entlang der E10 fort, bis wir zufällig auf einen weiteren traumhaften Strand stießen. Dieser war (im Vergleich zu den anderen Stränden) nahezu menschenleer und beherbergte einen Campingplatz, der noch reichlich freie Stellplätze bot. Zwar ist das Lofoten Beach Camp mit 380 NOK/Nacht nicht gerade günstig, doch die Lage ist einfach unschlagbar: Campen direkt am weißen Sandstrand, mit einem atemberaubenden Blick auf das Meer, was will man mehr!?
Der Campingplatz liegt direkt am Strand von Skagsanden nördlich des Dorfes Ramberg und hat jede Menge zu bieten – wie unter anderem: Surf- und Yoga-Kurse, Saunen, einen Beachvolleyplatz, SUP-Minikajaks- und Fahrrad-Verleih sowie eine Lofoten Beach Bar, auf deren Terrasse man herrlich das Meer und die Sonnenuntergänge (ja, auch die gibt es mittlerweile wieder;) mit einen Drink genießen kann. Aber das beste daran – zumindest empfanden wir das so – keine Vorreservierungen, wer zuerst kommt, mahlt zuerst.
Angesichts des relativ schönen Wetters entschieden wir uns, auch gleich zwei Nächte zu bleiben. An diesem magischen Ort konnten wir ein wenig „Karibik-Feeling“ genießen und wurden am Abend mit einem spektakulären Sonnenuntergang belohnt.
Aber da wir schon beim Thema Wetter sind: In der Sonne zu liegen bei 17 Grad, war natürlich entsprechend angenehm. Richtig frisch wurde es allerdings wenn sie mal nicht mehr schien und dann noch der Wind dazu kam. Wie auch immer, so manche (vermutlich Einheimische) schien das alles nicht sonderlich zu stören und gingen sogar im Meer baden. Und das während wir mit Decken eingepackt auf der Liege lagen….. mann, sind wir Weicheier!!!




Tag 22 – Fährfahrt nach Bodo und Besuch des gewaltigsten Gezeitenstrom der Welt
Erholt und von der Sonne verwöhnt starteten wir am Sonntagvormittag (den 04.08.) zum ca. 45 min entfernten Fähranleger in Moskenes – ohne Vorbuchung, ohne irgendeine Registrierung und irgendwie auch ohne Plan. Einzig bei epass24 hatten wir uns zu Beginn der Reise bereits angemeldet. Zwar hatten wir am Vorabend noch ein wenig recherchiert, entschieden uns jedoch, es einfach auf gut Glück zu versuchen. Zeitdruck hatten wir ja nicht, also wäre auch eine längere Wartezeit kein Problem gewesen.

Als wir gegen 12 Uhr am Anleger ankamen, hatte gerade eine Fähre angelegt. Wir reihten uns in Spur 7 ein, mussten jedoch zusehen, wie diese Fähre ohne uns ablegte. Glücklicherweise konnten wir direkt in die erste Reihe vorfahren, was bedeutete, dass wir sicher auf der nächsten Fähre um 14:15 Uhr einen Platz bekamen – ein wahrer Glücksfall, vor allem an einem Wochenende in der Hochsaison. Mit der Zeit wurde es nämlich immer voller. Der gesamte Ablauf gestaltete sich überraschend einfach: Während der Wartezeit registrierte man sich und alle Mitreisenden über einen QR-Code, der später von einem Mitarbeiter überprüft wurde. Anschließend wurde noch das Kennzeichen fotografiert, und das war’s auch schon.
Die Überfahrt selbst war entspannt. Bei windigem, aber sonnigem Wetter genossen wir die 3 Stunden und 15 Minuten an Bord, bevor wir in Bodø wieder anlegten.
Am Abend machten wir noch einen Abstecher zum Saltstraumen, dem stärksten Gezeitenstrom der Welt, etwa 32 Kilometer vom Zentrum Bodøs entfernt.
Hier werden fast 400 Millionen Kubikmeter Wasser innerhalb von sechs Stunden durch eine 2,5 Kilometer lange und 150 Meter breite Meeresenge gepresst. Hierbei beschleunigt das Wasser bis zu 40 km/h und die dabei entstehenden Strudel können bis zu 10 Meter im Durchmesser erreichen. Das faszinierende Naturschauspiel des Saltstraumens entfaltet sich im Rhythmus von Ebbe und Flut mehrmals täglich. Zu den Gezeitenhöchst- und -tiefpunkten kehrt für kurze Zeit Ruhe ein, bevor das Spektakel von Neuem beginnt. Eine nahegelegene Brücke ermöglicht einen ausgezeichneten Blick auf den Saltstraumen, während Abenteuerlustige das Erlebnis bei einer Bootstour aus nächster Nähe genießen können. Wir fanden es ein faszinierendes Naturschauspiel, das wir so noch nie erlebt hatten.


Da wir mit der Suche nach einem Schlafplatz bereits recht spät dran waren, waren natürlich die schönsten Plätze entlang unserer Route leider schon belegt. Bei dem herrlichen Wetter wollten wir jedoch nicht einfach irgendwo am Straßenrand stehen. Also nahmen wir einen rund 30-minütigen Umweg in Kauf, um den Langsanden Beach anzusteuern – und hatten wieder einmal Glück! Dort fanden wir nicht nur freie Plätze, sondern auch makellose Toiletten, frisches Trinkwasser und sogar heiße Duschen. Und das Beste: Alles war kostenlos! So konnten wir den Tag entspannt bei einem Abendspaziergang entlang des 2 km langen Sandstrandes ausklingen lassen.
Tag 23 – Festgesetzt wegen Radrennen, Schlafplatz am Fluss und Wasserfall mit Ausblick
Am nächsten Morgen hieß es dann erst mal zurück Richtung Saltstraumen um Vorräte aufzufüllen. Dort saßen wir dann durch eine Straßensperrung aufgrund des Radrennens (Arctic Race of Norway) erst einmal gut 1,5 Stunden fest.
Anschließend ging die Fahrt weiter Richtung Landesinnere. Gut 150 km später hielten wir auf dem Hestbrinken – einem kostenlosen Stellplatz bei Storjord, wo wir auch die Nacht verbrachten. Dieser bot eine wunderschöne Umgebung mit einer Hängebrücke, die über den angrenzenden Fluss führte und einem Wanderpfad, der einen nach etwa 30 Minuten zu einem Wasserfall brachte. Über einen schmalen Pfad konnte man hier auch direkt zum Wasserfall hoch klettern und wurde dort prompt mit einem atemberaubenden Ausblick belohnt.




Tag 24 – Ein Besuch des Arctic Circle Center und mal wieder großer Waschtag
Den nächsten Tag gingen wir gemütlich an und starteten mit einem ausgiebigen Frühstück bevor es weiter ging. Gegen Mittag überquerten wir zum zweiten Mal den Polarkreis – diesmal in südlicher Richtung.
66° 33′ N markiert den magischen Breitengrad des Polarkreises. An der E6 in der Provinz Nordland, wo der Polarkreis Norwegen durchquert, befindet sich das Polarkreiszentrum (Polarsirkelsenteret, auch bekannt als The Arctic Circle Center). Das Zentrum hat eine Größe von 1.300 m² und wurde am 13. Juli 1990 eröffnet. Es liegt etwa 680 Meter über dem Meeresspiegel, unweit des Saltfjellet-Svartisen-Nationalparks.
Im Inneren des Polarkreiszentrum findet man einen Souvenirladen, eine Cafeteria, Informationen über den Polarkreis und Ausstellungen zu Kunst, Marmor und arktischen Tieren (darunter auch den größten ausgestopften Eisbären). Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Ansichtskarten mit einem speziellen Polarkreisstempel zu versenden. Zudem kann man ein Erinnerungsfoto machen lassen, das zusammen mit dem eigenen Namen auf einer Urkunde die Überquerung des Polarkreises bestätigt.
Wir fanden den Aufenthalt im Arctic Circle Center jedenfalls sehr interessant und auch die umliegende Gegend ist es allemal wert erkundet zu werden.
Das Thermometer kletterte mittlerweile auf 27 Grad – ein Tag, der viel zu schön war, um ihn ausschließlich mit Fahren zu verbringen. So führte uns unser Weg erneut auf einen Campingplatz (400 NOK), wo wir nicht nur die Sonne in vollen Zügen genießen, sondern das herrliche Wetter auch für eine kleine Wäschepause nutzen konnten. Der Korgen Camping AS liegt etwa 37 Kilometer südlich von Mo i Rana und ist bequem von der E6 aus erreichbar. Eingebettet in eine idyllische Landschaft am Fluss bietet er nicht nur eine malerische Kulisse, sondern auch die perfekte Gelegenheit für eine erfrischende Abkühlung. Bei einem abendlichen Spaziergang wurden wir schließlich mit dem Anblick springender Forellen belohnt – ein wunderbarer Abschluss dieses entspannten Sommertags.



Tag 25 – Lecker essen am Laksforsen mit springenden Lachsen
Mit frisch aufgefüllten Kleiderschränken setzten wir unsere Reise am nächsten Tag fort. Unser Ziel war Laksforsen, ein mächtiger und breiter Wasserfall (im Fluss Vefsna) mit springenden Lachsen, welcher in der Grane Kommune in Nordland direkt an der E6 liegt. Mit 17 Meter ist er zwar nicht der höchste aber angeblich wohl der wasserreichste Wasserfall in Norwegen.
Oberhalb des Wasserfalles befindet sich eine Parkplatz und Rastplätze von welchem aus man einen sehr schönen Ausblick auf die Umgebung hat. Früher konnte man hier wohl auch über Nacht mit dem Camper stehen, heute ist dies – wie vielerorts – leider nicht mehr erlaubt.
Neben einem Souvenir-Shop gibt es hier auch ein charmantes Restaurant, in den man eine atemberaubenden Aussicht auf den Wasserfall geboten bekam. Da konnten wir einfach nicht widerstehen. Zwar bezahlten wir hier für drei Gerichte (ohne Getränke) über 70 Euro aber das war es uns wert! Nach dem Essen warfen wir noch einen Blick in den angrenzenden Souvenirladen, bevor wir unsere Fahrt schließlich fortsetzten.
Da sich der Himmel zunehmend verdunkelte und immer wieder Regen einsetzte, entschieden wir uns, den restlichen Tag dafür zu nutzen, um ein wenig Strecke zu machen. In der Nähe von Snåsa fanden wir schließlich einen Picknickplatz, wo wir noch zu Abend aßen und übernachteten. Der Platz war zwar wenig einladend und wurde auch von zahlreichen Lkw-Fahrern genutzt, aber eine bessere Alternative hatten wir auf die Schnelle nicht. Angesichts der angekündigten starken Regenfälle wollten wir kein Risiko eingehen und vermieden es, auf abgelegenen Waldwegen o.ä. zu stehen.
Tag 26 – Cooles Pick Up Cafe in Vuddu Valley besucht und Flucht aus einer überfüllten Stadt
Der nächste Tag führte uns in Richtung Trondheim – bisher die größte Stadt, die wir auf unserer Liste hatten. Unterwegs stießen wir zufällig auf das charmante Pick Up Café in Vuddu Valley in der Nähe von Äsen. Dieses kleine Juwel erwies sich als eine wahre Schatzkammer für Liebhaber amerikanischer Nostalgie: Von alten amerikanischen Fahrzeugen über unzählige Vintage-Accessoires bis hin zu einer authentischen Retro-Tankstelle gab es hier unglaublich viel zu entdecken. Wir waren fasziniert von diesem „Little America“ mitten in Norwegen und ließen uns die Gelegenheit nicht entgehen, im dazugehörigen Shop ein paar besondere Souvenirs zu erwerben. Spontan beschlossen wir in dem dazugehörigen Diner – natürlich auch ganz im American Style – zu essen, bevor es wieder zurück auf die Straße ging.





Gegen 15 Uhr erreichten wir schließlich Trondheim. Doch der von uns vorab ausgewählte Parkplatz war, wie so oft, bereits restlos belegt. Der Verkehr war chaotisch, die Straßen wimmelten vor Menschen und nach den ruhigen Wochen in der weiten Natur fühlte sich das alles beklemmend an. Unsere Motivation, in der Stadt zu bleiben, sank rapide. „Warum bleiben, wenn wir uns hier gerade nicht wohlfühlen?“ fragten wir uns – und entschieden kurzerhand, Trondheim hinter uns zu lassen. Es dauerte jedoch fast eine Stunde, bis wir uns bei stockendem Verkehr aus der Stadt herausgekämpft hatten.
Noch ohne klares Ziel folgten wir der E39 weiter gen Süden. Kurz darauf verschlechterte sich das Wetter drastisch: Blitze zuckten über den Himmel, und bald gesellten sich Starkregen und Hagel dazu. Um Schutz zu finden, steuerten wir einen nahegelegenen Stellplatz in der Gemeinde Løkk Verk an. Dieser entpuppte sich als echter Glücksgriff: kostenlos, geschottert und mit Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten ausgestattet – was will man mehr?
Nachdem der Regen nachgelassen hatte, erkundeten wir die Umgebung. Hier fanden wir eine kleine Pizzeria, einen Einkaufsmarkt und das Orkla Industriemuseum. Das Museum bot interessante Einblicke: Neben historischen Zügen konnte man im Rahmen einer Führung ein altes Bergwerk erkunden.
Den restlichen Abend nutzten wir, um unsere weitere Reise zu planen. Eigentlich sollte die Atlantikstraße unser nächstes Ziel sein. Leider war für die kommenden drei Tage durchgehend Regen vorhergesagt – nicht gerade ideal, um diese spektakuläre Strecke in vollen Zügen zu genießen.
Tag 27 bis 29 – Kristiansund erkundet, unkomplizierte Fährfahrten, die schönste Autofahrt der Welt gleich mehrmals genossen und Camping auf ein Plateau mit Ausblick
Trotzdem ging es am Folgetag erst einmal weiter nach Kristiansund. Hierfür mussten wir bei Halsa eine kleine Fährfahrt machen und waren wieder mal begeistert wie reibungslos alles ablief: keine Wartezeit und die Bezahlung funktionierte unkompliziert über das automatische Erfassen des Kennzeichens.
Als wir schließlich in Kristiansund ankamen, fanden wir auch direkt einen zentral gelegenen Parkplatz. Wetterfest eingepackt erkundeten wir zunächst den Hafen und anschließend die angrenzende Stadt. Besonders beeindruckend ist, dass man mit den Passagierfähren kostenlos die vier Inseln der Stadt – Kirkelandet, Innlandet, Nordlandet und Gomalandet – erkunden kann. Gegen 15 Uhr kehrten wir schließlich zum Wohnmobil zurück. Da sich das Wetter inzwischen gebessert hatte und die Atlantikstraße nur etwa 30 Minuten entfernt lag, entschieden wir uns spontan, sie doch noch am gleichen Tag zu fahren. Denn wenn wir eines in Norwegen gelernt haben, dann dass man das gute Wetter nutzen muss wenn es da ist!
Also machten wir uns auf den Weg zur berühmten Atlantikstraße. Obwohl wir gespannt waren, hielten wir unsere Erwartungen bewusst niedrig. Schließlich hatten wir schon oft gehört, dass die beeindruckenden Luftaufnahmen dieser Straße (die man im Internet zu genüge sieht) nicht mit dem Blick vom Boden aus vergleichbar sind. Doch einige Abschnitte faszinierten uns trotzdem. Die Straße schien an einer Stellen geradewegs in der Luft zu enden und sobald wir den höchsten Punkt erreichten, bot sich uns ein spektakulärer Anblick: Die Straße schlängelte sich wie ein Band durch das Meer. Über insgesamt acht Brücken erstreckt sich die malerische Küstenstraße, dabei eröffnen sich grandiose Ausblicke auf das Meer, schroffe Felsformationen und kleinen Inseln. Die einzigartige Kombination aus überwältigender Naturkulisse und technischer Meisterleistung macht die Fahrt zu einem unvergesslichen Erlebnis – einfach nur WOW! Leider war der Zauber mit einer Gesamtlänge von knapp über acht Kilometern viel zu schnell vorbei.



Am Ende der grandiosen Panoramastraße parkten wir unser Wohnmobil auf einem nahegelegenen Parkplatz um dort zu übernachten. Denn eines war klar: Wir wollten sie noch einmal fahren! Diesmal aber ohne den Fokus auf Fotos oder Videos – nur für uns. Am nächsten Morgen (nach einer stürmischen Nacht) war es dann so weit: Von Süd nach Nord nahmen wir die Straße erneut unter die Räder. Und enttäuscht mussten wir feststellen, dass es in diese Richtung nur halb so beeindruckend war. Für uns allerdings nicht weiter schlimm, da es ja sofort wieder zurück ging.
Auf unserem weiteren Weg nach Süden (unser nächstes Ziel war Rampestreken) nutzten wir in Sølsnes erneut eine Kurzstreckenfähre, die uns auch wieder herrlich einfach flott nach Åfarnes brachte.
Kurz vor Åndalsnes legten wir einen kleinen Zwischenstopp ein, um die beeindruckende Landschaft und den imposanten Dampfer im Fjord auf ein paar Fotos festzuhalten. Nach unserer Ankunft machten wir uns erst mal auf die Suche nach einem Campingplatz, um das schlechte Wetter – kühle 16 Grad und regnerisch, das uns für zwei Tage begleiten sollte – bequem auszusitzen. Unsere Wahl fiel auf den Mjelva Camping og Hytter, der direkt an der E136, nur wenige Kilometer hinter Åndalsnes liegt. Für 62 Euro (plus Strom und Duschen) verbrachten wir dort zwei Nächte auf einem Plateau mit einem wirklich atemberaubenden Blick auf die majestätischen Romsdalalpen.
Tag 30 – Rampestreken raubt uns den Atem und Trollveggen überwältigt mit seinen Dimensionen
Am Montag (den 12. August) war es dann endlich soweit – 17 Grad und die Sonne schien wie es der Wetterbericht versprochen hatte. Gegen 10 Uhr verließen wir den Campingplatz und machten uns auf den Weg zum Rampestreken, wo wir auch schnell einen Parkplatz (fast direkt am Aufstiegspunkt) fanden.
Unser Ausflug zum Rampestreken war ein echtes Abenteuer – und ein kleines Fitnessprogramm dazu! Der steile Aufstieg hat uns ordentlich die Puste geraubt, und (Spoileralarm) wir haben insgesamt fast eine halbe Stunde länger gebraucht, als die angegebenen Zeiten versprachen (2 statt 1,5 h wie angegeben). Zwischendurch mussten wir immer wieder kurze Pausen einlegen, um durchzuatmen – und ja, wir kamen uns schon ein bisschen wie Weicheier vor, wenn uns andere Wanderer scheinbar mühelos überholten. Aber die Aussicht unterwegs und die Motivation, die Plattform zu erreichen, haben uns weitergetrieben. Oben angekommen, war all die Anstrengung wie vergessen: Der Blick auf die spektakulären Fjorde und Berge war einfach atemberaubend.
Der Aussichtspunkt Rampestreken auf 537 Metern über dem Meeresspiegel bot uns einen atemberaubenden Blick auf die spektakulären Berge, dem Romsdalsfjord und die Alpenstadt Åndalsnes. Wir fanden, dass es die Anstrengung allemal wert war!
Die letzten Höhenmeter bis zum Gipfel (für die wir nochmal etwa 30 Minuten brauchten) führten dann über eine etwas ausgesetzte steinerne Treppe, die stellenweise mit Metallseilen gesichert war. Oben angekommen fühlten wir uns wie echte Gipfelstürmer und nach einer wohlverdienten Pause im Restaurant, haben wir dann den Rückweg entspannt mit der Seilbahn angetreten (740 NOK für zwei Personen) – die übrigens gerade mal 15 Minuten dauerte.






Zurück im Wohnmobil ging es auch gleich weiter nach Trollveggen, das gerade mal 15 Minuten weit entfernt lag.
Die Trollveggen, oder „Trollwand“ im Romsdal, ist ein beeindruckendes majestätisches Bergmassiv und ein Paradies für Bergsteiger und Naturliebhaber. Erst vom Parkplatz unterhalb der höchsten, senkrechten Steilwand Europas (1000 Metern und einen Überhang von fast 50 Metern) bekommt man eine Vorstellung von der Größe dieser bis zu 1800 Meter hohen Berggipfeln.
Im dortigen Besucherzentrum habe wir schließlich noch mehr interessantes über die Trollveggen erfahren – von der Geologie der Wand bis hin zu den waghalsigen Expeditionen der Kletterpioniere und den dramatischen Todesfällen von einigen Basejumpern.
Neben einen 200 m² großen Souvenirladen, gab es im Zentrum außerdem noch eine Cafeteria, das mit gutem Essen und Getränken viele Reisende zu sich lockt, letzteres konnten wir durchaus bestätigen.
Nachdem wir uns schließlich von den gewaltigen Dimensionen der Trollwand losreißen konnten ging es für uns erst mal weiter Richtung Süden. Leider war zu dieser Zeit der beliebte Trollstigen (eine der bekanntesten Touristen-Straßen in Norwegen) wegen mehreren Steinschlägen gesperrt. Was ziemlich ärgerlich für uns war, da wir uns schon sehr auf dieses Highlight gefreut hatten. Durch die Sperrung (die übrigens bis Ende des Jahres andauerte) mussten wir einen kleineren Umweg von gut 20 km in kauf nehmen, worauf es aber nun auch nicht mehr ankam.
Wir alle sehnten uns nach diesem ereignisvollen Tag nach einer Dusche und ein wenige Entspannung, worauf wir erneut einen Campingplatz anfuhren (Fjellstova Orskogfjellet camping / 20 Euro mit Strom und Duschen).
Tag 31 – Geiranger empfängt uns mit glühenden Bremsen und kein Schlafplatz in Sicht
Ausgeruht und bereit für ein neues Abenteuer setzten wir gegen 10 Uhr unsere Reise fort. Diesmal stand Geiranger auf unser Liste – dementsprechend groß war die Vorfreude.
Vom Fähranleger Linge ging es erst mal mit der Fähre entspannt über den wunderschönen Norddalsfjord nach Eidsdal.
Von hier aus war es nicht mehr weit bis zur berühmten Adlerstraße (Ørnevegen), die sich rund 8 km und über elf schmale Haarnadelkurven steil nach unten schlängelt (mit bis zu 10 % Gefälle). Tatsächlich zählt sie als eine der touristisch eindrucksvollsten Strecke in Norwegen. Dementsprechend planten wir auf dieser Strecke einen der wunderschönen Aussichtspunkte anzufahren um die atemberaubende Aussicht über Geiranger, den Geirangerfjord und die Wasserfällen zu genießen, doch keine Chance. Diese waren hemmungslos von Touribusen bis weit über die Parkbuchten hinaus belagert worden, so dass man schon Probleme bekam überhaupt daran vorbei zu kommen. Somit blieb uns nichts anderes übrig als die steilen Serpentinen an einem Stück zu nehmen, was seinen Tribut forderte. Schon bald stieg uns ein unangenehmer Geruch von überhitzten Bremsen in die Nase und die Warnleuchte für Bremsenverschleiß machte uns unmissverständlich klar, dass unser Fahrzeug diese Strecke ebenso anstrengend fand wie wir. An dieser Stelle sei erwähnt, dass wir unsere Bremsen vor Abfahrt in einer Werkstatt überprüfen ließen und uns daher ziemlich sicher waren, dass keine Verschleißgrenze erreicht sein konnte.
In Geiranger angekommen, hatten wir Glück und fanden nahezu direkt bei Ankunft einen Parkplatz – keine Selbstverständlichkeit bei der Menge an Touristen. Darüber hinaus lagen auch noch zwei großes Kreuzfahrtschiff im Fjord vor Anker, die gerade einen schier endlosen Strom aus Menschen ans Land spülte. Hierdurch herrschte ein quirliges Durcheinander auf der Promenade und wir mittendrin. Nach ein paar Besuche in den zahlreichen Souvenirläden dort, die gefühlt auch immer das gleiche anboten, flüchteten wir wieder in unser Wohnmobil und nichts wie weg.






Unser nächstes Ziel war nun Hjelle, wo ein traumhaftes Plätzchen direkt am See uns lockte. Aber zuerst mussten wir uns wieder über zahlreiche Kurven nach oben Kämpfen – der Aufstieg dauerte gefühlt ewig.
Etwa 15 km vor unseren Ziel machten wir einen kleinen Zwischenstopp auf einer Anhöhe mit einigen Schafen und Kühen sowie eine Aussicht auf eine fantastischen Berglandschaft, in dessen Tal schnuckelige Holzhütten standen.
Als wir schließlich in Hjelle ankamen wurden wir nicht enttäuscht. Dort wartete ein malerischer See, eingerahmt von imposanten Bergen, auf uns – Norwegen ist einfach landschaftlich ein Traum!!! Zu gerne hätten wir diesen Ort zu unserem Nachtlager gemacht, doch die Wohnhäuser waren uns schlichtweg zu nahe. So ging die Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz schließlich weiter und gestaltete sich (zumindest in dieser Gegend) als recht schwierig. Inzwischen war es bereits Abend geworden und auch die nervige Warnleuchte meldete sich immer wieder mal (an diversen Abfahrten) – eine wahre Geduldsprobe. Erst gegen 21 Uhr wurden wir endlich mit einem passenden Parkplatz belohnt, zwar kostenpflichtig (5 €) aber dafür wieder mit Schafen.
Tag 32 – Safety first….erneuter Werkstattbesuch und Planänderung wegen Dauerregen :
Unsere Bremsen bereiteten uns zunehmend Bauchschmerzen, weshalb wir beschlossen, sie bei nächster Gelegenheit überprüfen zu lassen. Eine kurze Internetrecherche führte uns schließlich zu einem Bosch-Auto-Service in Skei – nur 30 Minuten entfernt.
Dort angekommen mussten wir gerade einmal 45 Minuten warten, bis sich die Mechaniker unser Problem ansahen. Nach rund weiteren 20 Minuten kam auch schon der Werkstattleiter mit einer erfreulichen Nachricht: Unsere Bremsen waren völlig in Ordnung und wir mussten uns diesbezüglich keine Sorgen machen. Die gelegentlich aufleuchtende Warnleuchte – insbesondere bei längeren und steileren Abfahrten – deutet lediglich auf ein Sensorproblem hin, das nicht akut war und zu Hause geprüft werden konnte. Für diesen Service zahlten wir übrigens gerade mal 28 Euro, was wir MEGA fair fanden.
Erleichtert gönnten wir uns eine kleine Stärkung in einem nahegelegenen Restaurant, bevor wir unsere Reise in Richtung Bergen fortsetzten.
Bei Lavik setzten wir noch einmal mit der Fähre nach Ytre Oppedal über und übernachteten schließlich auf einen kostenlosen Parkplatz auf der E39 – etwa eine Stunde vor Bergen. Aufgrund des anhaltenden Regens machten wir an diesem Tag ordentlich Strecke. Leider sahen aber auch die kommenden Tage nicht viel besser aus, insbesondere weiter südlich (auf unserer Wunschroute). Schweren Herzens entschieden wir uns daher für die direkte Heimreise über den Landweg: zunächst Richtung Oslo, dann über Göteborg und schließlich bei Malmö zurück nach Dänemark.
Es war wirklich ärgerlich, denn ursprünglich hatten wir geplant, noch ein ganzes Stück weiter in den Süden zu fahren. Dort warteten noch einige Highlights auf uns – allen voran der Preikestolen, den wir UNBEDINGT sehen wollten. Doch leider fiel dieser Traum im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser.
Tag 33 – Wir werden Tunnelfans, besuchen den Vøringsfossen Wasserfall und werden von der Panoramaroute Hardangervidda schwer beeindruckt
Am nächsten Morgen (es ist mittlerweile Donnerstag, 15.08.2024) setzten wir gleich früh um 9:30 Uhr unsere Reise fort. Dass es nun abgekürzt wieder Richtung Heimat ging, hing uns noch etwas nach. Aber wir trösteten uns mit den Gedanken, dass Norwegen uns nicht das letzte mal gesehen hat und unsere Roadtrip auch noch längst nicht zu Ende ist – da wird noch einiges kommen!
Und tatsächlich ließ das nächste kleine Highlight nicht lange auf sich warten. Wir haben ja bisher in Norwegen schon einige Tunnel durchfahren, darunter auch richtig schmale und dunkle, in die man mit einem Wohnmobil weiß Gott nicht unbedingt freiwillig rein möchte. Wie auch immer, der Vallaviktunnel jedenfalls hat uns schon etwas ins Staunen gebracht. Hier zeigen die Norweger ganz klar, dass sie im Bereich Tunnelinfrastruktur wirklich was drauf haben.
Der Vallaviktunnel erstreckt sich über etwa 7,5 Kilometer und führt unterhalb der steilen Berghänge am Eidfjord entlang. Bei seiner Durchfahrt staunt man nicht schlecht, wenn man auf einmal an einen Kreisel kommt, der dazu noch in einem magischen blauen Licht erstrahlt – da kann man fast zu einem richtigen Tunnelfan werden. Und als Abschiedsschmankerl wurden wir dann noch über die etwa 500 Meter Hardangerbrücke hinausgetragen – richtig nice.
Als nächstes machten wir einen kleinen Zwischenstopp um uns den Vøringsfossen – Norwegens vielleicht bekanntester Wasserfall – etwas näher anzusehen. Ein Besuch der sich auf jeden Fall gelohnt hat und ein Glück, dass es da gerade aufgehört hatte zu regnen;)
Es ist schon wirklich beeindruckend die enormen Wassermassen zu beobachten wie sie aus rund 182 Metern spektakulär in die enge, wilde Måbødalen-Schlucht hinab stürzen. Dabei lässt sich das einzigartige Naturschauspiel gleich von mehreren Aussichtsplattformen und somit aus verschiedenen Perspektiven bestaunen – u.a. von einer Fußgängerbrücke, die direkt über die Schlucht führt.
Definitiv ist das hier wieder so ein Ort, der die wilde Schönheit Norwegens in seiner vollen Pracht zeigt.




Wieder heil im Wohnmobil angekommen – der Rundweg war gar nicht so einfach durch die teils nassen, rutschigen Felsabschnitten – ging es auch schon gleich zum nächsten Highlight über.
Es folgte die überaus beeindruckende Scenic Route Hardangervidda (norwegische Landschaftsroute Hardangervidda). Die rund 67 km lange Route verläuft zwischen Eidfjord und Haugastøl (auf der Straße 7) und bietet beeindruckende landschaftliche Kontraste. So geht sie von den spektakulärem Vøringsfossen weiter durch karge, von Gletschern geformte Landschaften, vorbei an kristallklaren Bergseen und weiten Mooren, die sich bis zum Horizont erstrecken.
Ein wirklich großartiges Highlight, das einem ein wunderschönes Roadtrip-Erlebnis beschert!!!
Unser Schlafplatz an diesen doch recht ereignisreichen Tag, wurde ein kostenloser Parkplatz bei Dagali, an dem es neben Toiletten sogar Duschmöglichkeiten gab.




Tag 34 – Faszinierende nordische, alte Holzkirchen und gemütlich chillen auf einem schönen Campingplatz
Der nächsten Tag führte unser durch das kleine Örtchen Uvdal (Straße 40), wo wir die Gelegenheit nutzten um uns dort zwei alte Holzkirchen mal etwas näher anzusehen.
Nicht zu übersehen ist hierbei die Uvdal Church aus dem Jahr 1893 (direkt an der Hauptstraße), welche die alte Stabkirche in Uvdal als Pfarrkirche ersetzte. Sie fällt besonders durch Ihren beeindruckenden Baustil auf: Langkirche im Dragestil, einer nationalromantischen Stilrichtung, die Elemente der traditionellen norwegischen Architektur und Ornamentik aufgreift.
Zwar nicht ganz so prunkvoll aber dafür berühmter ist ihr Vorgänger die Uvdal Stavkirke, die nur ein paar Km außerhalb des Ortes liegt. Sie wurde um das Jahr 1168 errichtet und ist eine der gut erhaltenen Stabkirchen Norwegens, wenn auch mit späteren Umbauten. Darüber hinaus wurde um sie herum ein Museumsdorf mit historischen Gebäuden aus der Gegend aufgebaut.


Anschließend ging die Reise weiter nach Hokksund, wo wir uns mal wieder eine Nacht auf einen Campingplatz gönnten (31 € / Nacht) um zu duschen und zu entspannen. Der Platz und das charmante Örtchen liegen direkt am Fluss Drammenselva und so konnten wir nicht anders als erst noch eine kleine Erkundungstour zu starten, bevor wir schließlich den Abend entspannt ausklingen ließen.
Tag 35 – Autofriedhof Båstnäs: Wo Oldtimer rosten und Legenden leben!
Früh am Morgen hieß es für uns auch schon wieder: on the Road again. Unser neues Ziel: Schwedens Kult-Schrottplatz – der Autofriedhof von Bästnas.
Zuvor führte uns unser Weg aber erst noch durch den imposanten Oslofjordtunnel. Mit seinen stolzen 7,3 Kilometern Länge ist er der drittlängste Unterwassertunnel Norwegens. Mit bis zu 7 Prozent Gefälle geht es hierbei runter auf beeindruckende 134 Meter unter den Meeresspiegel. Finanziert wurde der Tunnel – wie viele ähnliche Projekte in Norwegen – durch eine Maut. Doch das Besondere: Sobald die Baukosten nach einigen Jahren gedeckt sind, entfällt die Maut, und die Nutzung ist kostenlos. Eine überaus faire Regelung (finden wir), von der sich so manches andere Land eine Scheibe abschneiden könnte!
Über die Grenze ging es dann über die sogenannte „Sugar Road“, eine ehemalige Schmugglerroute zwischen den beiden skandinavischen Ländern. Es handelt sich hierbei um eine kilometerlange, staubige Schotterpiste, bei der unser Wohnmobil ganz schön durchgeschüttelt wurde. Und wie sollte es auch anders sein – uns kam doch tatsächlich auf der nahezu verlassenen Strecke ausgerechnet ein Lkw entgegen. Ein Vorbeikommen war auf dieser einspurigen Strecke natürlich nicht möglich und so mussten wir einige hundert Meter im Rückwärtsgang zurücklegen, bis ENDLICH eine geeignete Stelle gefunden wurde – uff. Danach folgten wieder gefühlt endlose einsame Kilometer in der Einöde, bis uns schließlich ein Auto mit ausländischem Kennzeichen entgegen kam und wir somit wussten – wir sind richtig! Und tatsächlich dauerte es nicht mehr lange und wir sahen die ersten rostigen Autos, versteckt unter dichtem Geäst. Wir haben geschafft – zum wohl populärste Schrottplatz Skandinaviens.
Es ein Ort den man erleben muss! Rostige Karossen, überwucherter Oldtimer und eine Atmosphäre wie aus einer postapokalyptischen Filmszene – tief in den schwedischen Wäldern schlummert dieser einzigartiger Ort, an dem die Zeit stillzustehen scheint. Willkommen auf dem Autofriedhof Båstnäs, wo Geschichte im Moos versinkt und jedes Wrack eine eigene Story erzählt!







Nachdem wir uns endlich dazu durchgerungen hatten unsere Reise fortzusetzen, entschieden wir uns kurzerhand für einen zweiten Versuch in Smögen – lag ja schließlich irgendwie erneut auf unserem Weg und fühlte sich daher wie ein kleines Schicksal an.
Somit suchten wir uns einen entsprechenden Schlafplatz in der Nähe. In der Hoffnung, am nächsten Tag gleich früh in Smögen einen der begehrten freien Parkplätze ergattern zu können. Fündig wurden wir schließlich auf einem kleinen Stellplatz (Trättelanda stugby – für 17€ / Nacht), der gerade mal 45 Minuten von unseren eigentlichen Ziel entfernt lag – perfekt.
Tag 36 – Smögen Reloaded: der zweite Anlauf
Am nächsten Morgen brachen wir früh auf – gegen 8:30 Uhr –, um diesmal möglichst zeitig in Smögen anzukommen. Beim ersten Versuch war es ja hoffnungslos überlaufen gewesen, doch diesmal wollten wir sicherstellen, dass es klappt.
Umso erstaunter waren wir, als wir schließlich unser Ziel erreichten: Der Ort wirkte beinahe verlassen! Die Parkplätze, die beim letzten Mal völlig überfüllt waren, lagen jetzt fast leer vor uns. Im Vergleich zu unserem ersten Besuch hätte man fast von einem ausgestorbenen Örtchen sprechen können. Der Grund? Die Saison war am 15. August offiziell zu Ende gegangen – und wir schrieben bereits den 18. August. Uns sollte es recht sein! Wir freuten uns nicht nur über die herrliche Ruhe, sondern auch darüber, dass ab diesem Zeitpunkt keine Parkgebühren mehr fällig waren.
Mit angenehmen 18 Grad und überwiegend sonnigem Wetter war es der perfekte Tag für eine Erkundungstour durch das malerische Fischerdorf an der schwedischen Westküste. Wir starteten mit einem ausgedehnten Spaziergang entlang der Klippen, von wo aus sich uns ein atemberaubender Blick auf das weite Meer und die raue Schärenlandschaft bot. Anschließend schlenderten wir die Smögenbryggan entlang – eine 1000 Meter lange Holzpromenade –, vorbei an bunten Holzhäusern, sanft schaukelnden Booten, einladenden Cafés, gemütlichen Restaurants und zahlreichen kleinen Läden.
Am Ende des Tages waren wir überglücklich, Smögen eine zweite Chance gegeben zu haben. Dieses charmante, farbenfrohe Örtchen, das sich malerisch an die Schärenküste schmiegt, hat uns wirkliche sehr beeindruckt – Smögen man muss es einfach mögen!






Schweren Herzens setzten wir schließlich unsere Reise mit dem Wohnmobil in Richtung Malmö fort. Einen geeigneten Schlafplatz (ein kostenlosen Firmenparkplatz, der einen Teil seiner Fläche Wohnmobillisten zur Verfügung stellte) fanden wir an diesen Tag schließlich in Falkenberg – rund 2 Stunden von Malmö entfernt – wo wir eine ruhige Nacht verbringen durften.
Tag 37 und 38 – Abschiedsbesuch bei Ikea und Strandcamping bei den Dänen
Bevor wir heute das wunderschöne Schweden hinter uns ließen, konnten wir es uns nicht verkneifen, vorher noch einen (so finden wir zumindest) Pflichtbesuch bei Ikea zu machen. Und wenn wir schon einmal dort waren nutzten wir die Gelegenheit, um uns im hauseigenen Restaurant noch eine kleine Stärkung zu gönnen.
Zurück in Dänemark steuerten wir direkt den Campingplatz Nyborg Strandcamping an, der in traumhafter Lage direkt an der imposanten Großen-Belt-Brücke (Storebæltbrücke) liegt. Kaum zu glauben, aber hatten wir tatsächlich das unverschämte Glück, einen der heiß begehrten Stellplätze in erster Reihe zu ergattern – wir hatten scheinbar einen Lauf! Die Aussicht war dementsprechend grandios: Ein weiter Blick über das Meer, mit der Brücke am Horizont als beeindruckende Kulisse. Allerdings machte sich besonders am Abend der Verkehrslärm der nahen Autobahn (E20) bemerkbar. Uns störte das aber nicht allzu sehr.
Der Preis von 52 € pro Nacht (exklusive Duschen) war zwar kein Schnäppchen, aber hey – es war das große Finale unserer Reise, und wir wollten uns zum Abschluss noch etwas gönnen!




Kaum angekommen, zog es uns sofort an den langen Sandstrand, wo wir einen entspannten Spaziergang machten. Uns gefiel es hier so gut, dass wir kurzerhand beschlossen, noch eine weitere Nacht dranzuhängen – schließlich wollten wir das charmante Städtchen Nyborg noch ein wenig genauer erkunden.
Gesagt, getan und so machten wir uns am nächsten Tag auf den Weg zum Nyborg Slot und dem Nyborg Water Tower. Unsere Sightseeing-Tour dauerte allerdings etwas länger als geplant, da wir aufgrund einer weiträumigen Polizeisperrung / Evakuierung (eine beschädigte Leitung war der Übeltäter) einige Umwege in Kauf nehmen mussten. Zum krönenden Abschluss gönnten wir uns dann noch eine Stärkung im BK;)




Tag 39 – Deutschland heißt uns nicht willkommen
Am nächsten Morgen verließen wir den Platz gegen 10 Uhr und traten die Heimreise nach good old Germany an. Eigentlich hatten wir noch eine Zwischenübernachtung eingeplant, doch in einem spontanen Anfall von …keine Ahnung, vielleicht Heimweh, verwarfen wir diesen Plan und entschieden uns für die direkte Durchfahrt. Ein Fehler? Vielleicht. Denn Deutschland schien es uns nicht gerade leicht machen zu wollen – waren wir etwa zu lange weg?
Gefühlt wurde wirklich alles aufgefahren, um uns die Heimkehr zu erschweren: einige Staus, strömender Regen, heftige Windböen, Baustellen ohne Ende und als Krönung gleich zwei Vollsperrungen auf der A7, die uns auf nervenaufreibende Umleitungen zwangen. Es war, als hätte sich das gesamte deutsche Verkehrssystem gegen uns verschworen.
Nach einer schier endlosen Odyssee erreichten wir schließlich um 22:45 Uhr endlich unser Zuhause – Hartnäckigkeit zahlt sich am Ende eben doch aus. Rückblickend auf die über 9.000 gefahrenen Kilometer dieses Trips bleibt festzuhalten: Die Rückfahrt durch Deutschland war mit Abstand der nervenaufreibendste und anstrengendste Teilabschnitt unserer Reise.
Fazit unserer Wohnmobilreise zum Nordkap
Unsere Reise zum Nordkap war ein unvergessliches Abenteuer, das uns durch Dänemark, Schweden, Norwegen und sogar für ein kurzes Stück durch Finnland führte. Zu dritt im Wohnmobil unterwegs zu sein, bedeutete nicht nur gemeinsames Erleben, sondern auch, dass wir uns auf engem Raum arrangieren mussten – und genau das machte die Reise so besonders.
Jedes Land hatte seinen eigenen Charme: Dänemark beeindruckte mit seiner entspannten Atmosphäre und den endlosen Stränden, Schweden mit seinen weiten Wäldern und glitzernden Seen, und Norwegen schließlich mit seinen atemberaubenden Fjorden und der wilden, rauen Natur. Je weiter wir nach Norden kamen, desto intensiver wurden die Eindrücke: Mitternachtssonne, unendliche Straßen, Rentiere am Wegesrand und das Gefühl, sich Schritt für Schritt einem der nördlichsten Punkte Europas zu nähern.
Am Nordkap selbst standen wir schließlich vor der berühmten Weltkugel – ein Moment, der alles in sich vereinte: die Anstrengung der langen Fahrt, die Freude über das Erreichte und die tiefe Dankbarkeit, eine solche Reise erleben zu dürfen.
Diese Tour hat uns gezeigt wie vielseitig Skandinavien ist und hat uns trotz einiger Herausforderungen unzählige magische Augenblicke geschenkt. Und eines steht fest: Es war sicherlich nicht das letzte Mal, dass wir mit dem Wohnmobil den Norden erkundet haben!
Hier ein paar Daten zu unserem Roadtrip Nordkap:
Insgesamt gefahrene Kilometer: 9322 Km
Die reine Fahrzeit für diesen Trip betrug: 148:44 Stunden
Reisedauer: von 14.07. bis 21.08.2024 (39 Tage)
Kosten Sprit: 1640,- Euro
Kosten Maut, Brücken, Fähren: 410,- Euro
Unsere Route im Überblick:




















