Nachdem wir mal wieder viel zu lange nicht losgekommen waren, war es mal wieder soweit … uns fiel die Decke auf den Kopf. Seit Wochen war das Wetter hier sehr unbeständig mit jeder Menge Regentage und so beschlossen wir, dem Ganzen mal ein paar Tage zu entfliehen. Leider stand uns zeitlich nur knapp eine Woche zur Verfügung, wodurch das Zielgebiet also möglichst nahe sein sollte. Nach ein wenig Recherchearbeit mit Blick auf die Wetterkarte stand unser Reiseziel schließlich fest – Italien sollte es werden, genauer gesagt Venedig.

Vorbereitung
Obwohl wir normalerweise keine Freunde vom Vorbuchen sind, machte es hier für diesen Kurztrip nach Italien doch durchaus Sinn, vor allem weil wir genau wussten, wohin es gehen sollte. Außerdem wollten wir möglichst einen Campingplatz mit Kies statt Rasen. Da es in Venedig tage- bzw. wochenlang zuvor ebenfalls ziemlich verregnet war und wir keine Schlammschlacht auf unserem Platz wollten, erfüllte der Campingplatz „Camping Venezia Village“ in Mestre all unsere Kriterien und so buchten wir 6 Nächte (vom 24. bis 30.05.2024).
Ansonsten galt es noch eine entsprechende Vignette für Österreich zu besorgen, was man ja mittlerweile bequem online mit einer digitalen Vignette über den ADAC erledigen kann. In unserem Fall reichte eine 10-Tages-Vignette für 11,50 €. Da wir nur eine Zwischenübernachtung planten, füllten wir den Wassertank unseres Wohnmobils nur halbvoll und nahmen – bis auf eine Notration und kleine Snacks – kaum Lebensmittel mit.
Diesmal mit Mama an Bord
Ein Grund für die Wahl unseres Wohnmobils (ein Alkoven mit mindestens 3 festen Schlafplätzen und großer Garage) war die Möglichkeit, dass auch meine Mama mal mit auf Reisen kommen kann. Sie ist 81 Jahre alt, verwitwet und leider nicht mehr allzu gut zu Fuß. Ausflüge oder Spaziergänge sind daher nur mit Rollstuhl machbar.

Auf nach Bella Italia
Am Donnerstag, den 23.05. war es dann endlich soweit. Unser Wohnmobil hatten wir bereits am Tag zuvor reisefertig gemacht, sodass wir am Vormittag nur noch einsteigen mussten und abfahren konnten. Wir starteten gegen 9:30 Uhr und kamen eigentlich auch richtig gut voran. Hier und da gab es ein wenig zähfließenden Verkehr, aber nichts Tragisches – bedenkt man, dass Pfingstferien waren. Ein kurzer Hagelschauer in Österreich wollte uns den Tag vermiesen, schaffte es jedoch nicht, da nach kurzer Zeit die Sonne wieder Oberwasser bekam. Der erste größere Stau erwartete uns schließlich kurz nach dem Brenner, den wir jedoch dank Navi geschickt umfuhren. Die Strecke abseits der Autobahn wurde dann zwar etwas anspruchsvoller, aber dafür wunderschön. Letztendlich landeten wir in Gossensaß, dem ersten Dorf südlich des Brennerpasses in Südtirol (Italien), wo wir auf Park4night einen Übernachtungsplatz fanden.

Es handelte sich um einen relativ ruhigen Parkplatz (zumindest nachts) an einer Schule – mit einem herrlichen Ausblick auf die Berge. Dort aßen wir noch in einer nahegelegenen Wirtschaft zu Abend, bis es schließlich hieß: ab in die Koje. Am nächsten Morgen nach dem Kaffee ging es gleich weiter. Vor der Ankunft galt es noch einen Großeinkauf zu erledigen, da wir – wie bereits erwähnt – kaum etwas an Lebensmittel mitgenommen hatten.
Sie haben Ihr Ziel erreicht
Wieder auf der Autobahn angekommen, kamen wir ohne größere Vorkommnisse relativ flott voran, so dass wir schließlich unseren Zielort in Mestre um 14:45 Uhr erreichten.

Der Campingplatz (Camping Venezia Village) erfüllte wirklich all unsere Erwartungen. Er hatte unter anderem die richtige Größe (nicht allzu groß), sehr saubere und schöne WC’s, Duschen und Waschräume, ein kleines Restaurant, einen Indoor-Pool und – wichtig – die Wege und Plätze waren mit Kies ausgelegt. Einzig negativ ist uns der viel zu kleine Shop aufgefallen, der vielmehr nur aus ein paar wenigen Regalen bestand und somit wirklich nur das Allerallernötigste anbot. Zum Glück gab es aber einen Lidl, der in nur 15 Minuten zu Fuß erreichbar war.

Richtig toll fanden wir aber, dass Camping Venezia Village nur 10 Minuten von der Stadt Venedig entfernt lag. Eine nahegelegene Bushaltestelle brachte einen auf Wunsch alle 15 Minuten preiswert dorthin und auch wieder zurück.
Ausflug nach Venedig
Am nächsten Tag (Samstag, 25.05.2024) brachen wir früh auf, um endlich Venedig zu erkunden. Wir hatten bisher leider noch nicht das Vergnügen und waren daher sehr gespannt auf die Stadt. Natürlich hatten wir im Vorfeld schon einiges darüber gehört, aber die Erfahrungen anderer reichten von positiv bis negativ – daher waren wir auf alles gefasst.
Eine abenteuerliche Anfahrt
Die Bushaltestelle lag quasi wirklich um die Ecke, allerdings leider auf der anderen Straßenseite. An und für sich war das kein Problem, wäre da nicht meine Mama mit ihrem Rollstuhl gewesen. Das Gute war jedoch, es führte eine Brücke über die vierspurige Fahrbahn – sogar mit Aufzug. Das Schlechte daran war, dass der Aufzug defekt war. So wurde der Weg zur nahegelegenen Bushaltestelle zu einer kleinen Tortur, die hinterher auch noch mit einem ziemlich vollen Bus belohnt wurde. Letzteres war leider gang und gäbe hier; sämtliche Busse und vor allem die Vaporettos (Wasserbusse) waren gnadenlos überfüllt.
Der frühe Vogel fängt den Wurm
Wir hatten bei unserem Besuch bereits mit entsprechenden Menschenmassen gerechnet – schließlich gehört Venedig zu den beliebtesten Reisezielen in Europa, das jährlich rund 14 Millionen Touristen anlockt. Um dem Massentourismus hier Herr zu werden, soll ab diesem Jahr sogar ein Eintrittsgeld für den Stadtbesuch erhoben werden. Wir jedenfalls hatten bisher noch nichts zahlen müssen. Umso erstaunter waren wir bei der Ankunft darüber, dass dieser Trubel ausblieb. Es waren zwar einige unterwegs, aber die erwarteten Massen blieben vorerst aus, zumindest am Vormittag. Ab der Mittagszeit wurde es in Venedig schon deutlich voller, und nachmittags wurde an gewissen Hotspots der Punkt erreicht, an dem es unangenehm wurde – besonders für uns, da wir auch mit Rollstuhl unterwegs waren.



Eine Gondelfahrt in Venedig
Was gibt es Klischeehafteres für Venedig als eine Gondelfahrt? Nichts. Daher durfte diese natürlich nicht fehlen. 90 Euro für eine 40-minütige Fahrt (zum Sonnenuntergang wirds teurer) fanden wir auch durchaus vertretbar. Wir entschieden uns für eine Anlegestelle abseits der Hotspots und starteten unsere Fahrt in den kleinen Kanälen. Was wir keineswegs bereuten, da wir auf diese Weise Ecken und kleine Nebenkanäle sahen, auf die wir sonst nie gestoßen wären. Wenig romantisch, aber dennoch sehr interessant fanden wir auch die auf dem Wasser stattfindende Müllabfuhr, die gut 10 Minuten vor uns hertrieb.



Zwar gab der Gondoliere keine italienischen Lieder zum Besten, erklärte uns aber interessante Details zu den verschiedenen Gebäuden und der Geschichte Venedigs.
Essen am Canal Grande mit Blick auf die Rialtobrücke
Nachdem wir eine Weile durch die Gassen von Venedig geschlendert waren, kamen wir schließlich zur Mittagszeit bei der berühmten Rialtobrücke (italienisch Ponte di Rialto) an. Sie ist eines der bekanntesten Bauwerke der Stadt und führt über den Canal Grande, der die Stadtteile Sestiere San Marco und San Polo miteinander verbindet. Hier herrscht ganztägig Trubel – von unzähligen Touristen, die auf der Brücke Erinnerungsfotos machen, bis hin zu zahlreichen Souvenirverkäufern, die ihre Ware anpreisen.

Zum Glück fanden wir – gerade noch rechtzeitig, bevor ein heftiges Gewitter einsetzte – einen relativ ruhigen Platz in einem der zahlreichen Restaurants. Während wir unser typisch italienisches Essen und den obligatorischen Espresso genossen konnten wir das rege Treiben auf dem Canal Grande aus erster Reihe beobachten. Als wohl bekannteste Wasserstraße der Metropole fließt er vorbei an pompösen Bauten und Palästen aus der italienischen Renaissance und somit tummelten sich hier nicht nur viele Menschen sondern auch Boote und Fähren und das soweit das Auge reicht.


Gestärkt und bei wieder blauem Himmel ging es für uns weiter. Schließlich galt es ja auch noch den Markusplatz zu besuchen. Hierfür galt es jedoch erst mal, die Rialtobrücke zu überqueren – eine kleine Herausforderung mit einem Rollstuhl durch all die Selfie-Verrückten.
Das Herz Venedigs: Piazza San Marco
Nach zahlreichen Brücken, Stufen und engen Gassen erreichten wir schließlich den weltbekannten Markusplatz. Schon beim ersten Blick auf die Piazza verstanden wir den einzigartigen Zauber, der diesem 400 Jahre alten Ort nachgesagt wird. Die imposanten Gebäude wie der Markusdom und der Dogenpalast faszinieren durch ihre beeindruckende Architektur und die aufwändigen Fassaden. Vom Campanile di San Marco aus genießt man einen atemberaubenden Blick über die gesamte Stadt.
Als Topattraktion Venedigs ist der Platz natürlich auch ziemlich überlaufen, weshalb es ratsamer wäre, den Besuch dort vormittags einzuplanen. Etwas nervig sind auch die schon ziemlich aufdringlichen Rosenverkäufer, die einem im Vorbeigehen regelrecht die Blume in die Hand drücken. Hier hilft wirklich nur absolutes Ignorieren.

Venedig – die ewige Stadt der Liebe
Was sollen wir sagen: Das alte Venedig hat uns mit seiner Schönheit einfach überwältigt. Zu Recht zählt Venedig zu einer der romantischsten Städte der Welt, finden wir. Die engen, verwinkelten Gassen mit ihren alten Gebäuden und den bröckeligen Hausfassaden versprühen einen ganz besonderen Charme. Dazu kommen die unzähligen Brücken, die über die Kanäle führen, auf denen die schwebenden Gondeln treiben, die zahlreichen charmanten Cafés sowie die vielen historischen Bauwerke. Nicht zu vergessen ist der imposante Markusplatz, der das Herzstück dieser bezaubernden Stadt bildet – all das und noch viel mehr ist Venedig.



Venedig, so sagt man, sei die Stadt der ewigen Liebe. Früher dachten wir, dass sich dies auf frisch verliebte Pärchen bezieht. Jetzt, nachdem wir sie selbst erleben durften, denken wir, dass hierbei wohl eher die Stadt selbst gemeint ist.
Und auch wenn dieser Ausflug aufgrund des Rollstuhls eine echte Herausforderung für uns darstellte, würden wir ihn jederzeit wieder machen. All die überwältigenden Eindrücke waren die Anstrengungen auf jeden Fall wert! Eine kleine Enttäuschung war jedoch, dass Venedig so gar nicht rollstuhlgerecht ist. Daher bleibt dieses tolle Erlebnis leider vielen Menschen vorenthalten.
Das farbenfrohe Burano – Venedigs kleine bunte Schwester
Nachdem wir es den darauffolgenden Sonntag mal ruhig angingen und den Tag mehr oder weniger am Platz verbrachten, hieß es am Montag (27.05.2024) wieder volles Programm. Gleich früh nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg zur wohl buntesten Insel der Welt – nach Burano.

Hierfür hieß erst mal wieder die Brücke überqueren und mit dem Bus nach Venedig. Von hier aus starteten wir mit einem Wasserbus – dem Vaporetto – Richtung Burano. Erfreut stellten wir fest, dass der Rollstuhl hier keinerlei Problem darstellte. Ganz im Gegenteil – das Personal war sehr freundlich und winkte uns direkt an einen separaten Eingang, von dem aus wir das Boot bequem besteigen konnten. Auch im Inneren gab es spezielle Plätze für Rollstühle. (Spoiler: auf der Rückfahrt wurde uns der Rollstuhl jedoch zum Verhängnis)
Nach knapp 45 Minuten Fahrt und einem Umstieg erreichten wir Burano und waren mal wieder überwältigt.
Wir wurden von den leuchtenden, bunt bemalten Häusern begrüßt, die Burano so einzigartig machen. Jede Straße und jedes Kanalufer schien wie ein kleines Kunstwerk, mit Häusern in leuchtendem Blau, Gelb, Grün und Rot. Der Legende nach malten die Fischer von Burano ihre Häuser in diesen auffälligen Farben an, um auch bei dichtem Nebel sicher nach Hause zu finden.



Wir genossen es in vollen Zügen, durch die Straßen zu schlendern – vorbei an der Kirche San Martino mit ihrem schiefen Glockenturm und den zahlreichen kleinen Souvenirläden, in denen die traditionelle Burano-Spitze angeboten wurde. Und mal wieder waren wir froh, so zeitig hier zu sein – von Massentourismus keine Spur.


Dies änderte sich allerdings nach dem Mittagessen so langsam. Die Straßen füllten sich und viele Reisegruppen kamen an. Zeit für uns, diese zauberhafte Insel zu verlassen.
Leider gestaltete sich hierbei die Rückfahrt nicht ganz so einfach. Während die Schifffahrt von Burano noch Venedig zwar überfüllt aber dennoch relativ reibungslos verlief, war es in Venedig eine Katastrophe. Mehrmals versuchten wir hier vergeblichst auf ein Vaporetto (Wasserbus) zu kommen, um zurück zum Busbahnhof zu gelangen. Zwar legte alle 20 Minuten eines an den Haltestellen an, doch waren sie alle so brechend voll dass es dauerte bis man an der Reihe war um dann am Ende wegen Überfüllung abgewiesen zu werden (wegen dem Rollstuhl).
Letztendlich mussten wir uns entscheiden: Mama zurücklassen oder den Weg zu Fuß gehen? Natürlich entschieden wir uns für letzteres 😉 . Was allerdings wieder reichlich Brücken und Stufen bedeutete.
Fazit zum bunten Burano
Heute sind die farbenfrohen Häuser, genauso wie der schiefe Glockenturm der Kirche San Martino, ein Markenzeichen der Insel und ein sehr beliebtes Motiv für Fotografen.
Auch wenn die bunten Häuser mittlerweile nur noch eine Marketing-Strategie sind um Touristen anzulocken, fanden wir die Insel wirklich zauberhaft. Mit ihren schmalen Kanälen und kleinen Brücken war sie wie Klein-Venedig nur wesentlich entspannter und auch irgendwie charmanter. Ein absolutes Must See!

Bye bye Venedig
Die letzten beide Tage vergingen wie im Flug. Dabei legten wir noch einen Chiller-Tag ein und am Tag vor Abreise (29.05.2024) zog es uns sogar noch einmal nach Venedig um Abschied zu nehmen. Ein letztes mal durch die Gassen spazieren und ein letztes mal die Gondoliere beobachten, wie sie ihre Gondeln gekonnt durch die schmalen Kanäle und die flachen Brücken jonglieren. Zum Abschluss suchten wir uns schließlich noch ein nettes kleines Restaurant um uns letztendlich auch kulinarisch von Venedig zu verabschieden.
Am nächsten Morgen nach dem Kaffee hieß es dann zusammen packen. Wobei wir das meiste schon am Abend zuvor erledigten, so dass wir bereits um ca. 8:30 Uhr auscheckten. Noch einen kurzen Besuch an der Tanke und beim Lidl, bis es schließlich ab auf die Autobahn und Richtung Heimat ging. Für die Heimreise selbst planten wir zwar eine Übernachtung mit ein, versteiften uns aber nicht darauf – so wie es kommt, so kommt´s.
Nach Hause führte uns das Navi, nicht wie bei unserer Anfahrt über den Brenner sondern über Villach und dann über die A10 Richtung Salzburg. Warum auch immer, wahrscheinlich verkehrsbedingt. Wir hatten jedenfalls nichts dagegen – eine andere Strecke bedeutet schließlich auch eine andere Gegend.
Insgesamt gestaltete sich die Heimreise etwas staureicher als erwartet, aber wir kamen dennoch relativ gut voran. So gegen 15 Uhr legten wir schließlich kurz nach Sulzau (in Österreich) eine größere Pause ein. Dort speisten wir in einem wirklich urgemütlichen Gasthaus (Stegenwald), welches wunderschön eingebettet zwischen Bergen lag.

Zurück auf der Autobahn erreichten wir auch schon bald die deutsche Grenze und so entschieden wir kurzer Hand die letzten rund 400 km (nach Hause) auch noch mitzunehmen – die wir so gegen 22 Uhr letzten Endes auch meisterten.
Fazit
Unser Kurztrip nach Venedig mit dem Wohnmobil war ein voller Erfolg. Wir hatten eine tolle Zeit, haben viel gesehen und erlebt und es war schön, dass auch meine Mutter dabei sein konnte. Venedig ist definitiv eine Reise wert, auch wenn man mit gewissen Herausforderungen wie den Menschenmassen und der Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer rechnen muss.
Ebenso zufrieden waren wir auch mit der Wahl unseres Campingplatzes, da er eine gute Ausgangsbasis für Erkundungstouren und eine angenehme Atmosphäre bot.
Hier ein paar Daten zu unseren Italien-Trip:
Insgesamt gefahrene Kilometer: 1.726 Km
Die reine Fahrzeit für diesen Trip betrug: 23:22 Stunden
Reisedauer: 23.05. bis 30.05.2024 (8 Tage)
Kosten insgesamt für 3 Personen (ohne Essen): 757,- Euro
Unsere Route im Überblick:

